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Der Ursprung |
Vorwort:
Dem interssierten Leser empfehlen wir unsere von Rudi Merten wissenschaftlich recherchierte Chronik "VOLKESFELD - Die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner"!
Hier nun eine Kurzfassung unserer Geschichte, niedergeschrieben von Lehrern, die in Volkesfeld unterrichteten:
Die Siedlung Volkesfeld stammt vermutlich aus fränkischer Zeit. Nach Recherchen des Landeshauptarchiv Koblenz ist die bei Wilhelm Günther (Codex Diplomaticus Rheno-Mosellanus, III. Teil, I. Abteilung, Nr. 217, S. 341-343) abgedruckte Urkunde der früheste schriftliche Beleg für die Existenz von Volkesfeld. Diese Urkunde ist auf den Tag Mariä Lichtmess (Purificatio Mariae = 2. Februar) „1336“ datiert. Dies entspricht dem 2. Februar 1337 unseres heutigen Kalenders.
Ursprünglich besaßen die Grafen von Sayn die Vogteigewalt in Volkesfeld, einschließlich der hohen Gerichtsbarkeit. Im Rahmen einer Erbteilung ging sie im Jahre 1247 auf die Grafen von Sponheim über. Diese verkauften sie in u.a. Urkunde im Jahre 1337 an den Ritter von Eich. Bereits im Jahre 1382 gelangten die Grafen von Rheineck in den Besitz der Vogteirechte in Volkesfeld, die nach ihrem Aussterben im Jahre 1539 infolge von Erbansprüchen an die Freiherrn von Warsberg gelangte. Diese behielten sie bis zur Besetzung des linken Rheinlandes durch französische Truppen im Jahre 1793 bei. Während des Zeitraumes vom 14. Jh. bis Ende des 18. Jahrhunderts waren die Stiftsherren von St. Florin in Koblenz die Grundherren des Dorfes.
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Die Chronik von 1868 - 1913 |
1868
Im Jahre 1868 wurde hiesiges Schulhaus gebaut. Das alte Schulhaus ward für 900 Mark verkauft. Bis anfangs des neunzehnten Jahrhunderts war letzteres die Wohnung des Vikars.
Volkesfeld soll nämlich bis dahin einen eigenen Vikar gehabt haben. Der letzte Vikar zog von hier nach Langenfeld. Der vorletzte starb im Jahre 1786 und ist auf dem Kirchhof bei hiesiger Kapelle begraben. Der Grabstein hat die Aufschrift
INRI. MATES.GILES.VIKARIS.VOLKESF. 1786
Die jetzige Kapelle ward im Jahre 1826 gebaut.(Anmerkung: laut Recherche Rudi Merten erfolgte die Grundsteinlegung 1827.) Im Jahre 1868 ward der Lehrer Bell aus dem Amte entlassen. Der Nachfolger Matthias Seul aus Lützingen ward 1872 nach Dattenberg versetzt. Ihm folgte in demselben Jahre Peter Nell (1872 – 1898.) Er wurde am 28 Oktober 1872 angestellt.
1869
1869 brannten 22 Häuser ab.
1881
1881 brannten wieder 2 Häuser und 3 Stallungen nieder und zwar auf derselben Stelle, wo es 1869 gebrannt hatte. Ein gewisser Reuter aus Rieden fiel bei dieser Gelegenheit in die Glut und zog sich bedeutende Brandwunden zu. In demselben Jahre ward das Spritzenhaus nebst dem Schulhaus auf hiesigen Jurenplatz ? gebaut. Bis dahin stand die Feuerspritze in der Kapelle.
1889
1889 im Dezember verunglückte eine Jungfrau „ Barbara Degen, 31 Jahre alt in der Häckselmaschine. Sie kam mit dem Arm in das Triebwerk, verlor den Arm und starb nach acht Tagen.
1890
Ein gewisser Balthasar Buhr fällte im Walde einen Baum. Beim Sturze traf der Baum den Mann und zerschmetterte ihm ein Bein.
1891
Im März wollte ein hiesiger Einwohner sein krankes Kind durch Zaubermittel (Hexerei) gesund machen. Zu dem Zwecke wurden die Kleider des Kindes nebst anderen Zuthaten
(Zaubermittel) am hellen Tage in eisernem Topfe vor der Hausthür verkohlt. Das Kind starb am anderen Tage.
Im Winter desselben Jahres hatten die Kinder des unteren Jahrganges hiesiger Schule alle den blauen Husten. Im April bekamen dieselben, sowie die neu hinzugekommenen die Röteln.
1892
1892 war ein ungewöhnlicher heißer Sommer verbunden mit großer Trockenheit. Das Vieh ward wegen Futtermangel zu billigen Preisen verkauft. Späte Nachtfröste brachten namentlich den Kartoffeln großen Schaden. Am 7. u. 8. zeigte das Thermometer nachmittags 5 Uhr 27 Grad R. (Reaumur) im Schatten.
1893
Am 16. Januar Morgends 16,5 R. Grad Kälte
17. 17,0 R. Mittags 1 Uhr -5 Grad R.
18. 14,0 R. -4 Grad R.
19. 13,0 R.
20. 14,0 R.
1897
Hundertjährige Geburtstagsfeier Kaiser Wilhelm I.
Anweisung von Kaiser Wilhelm II
Hiermit bestimme Ich, dass die Feier des hundertjährigen Geburtstags seiner Majestät des hochseligen Kaiser Wilhelms des großen eine dreitägige sein soll. Für den 21. März 1897 sind hauptsächlich kirchliche Feiern in Aussicht zu nehmen. Am 22. März sollen Schulferien, Festakte, Festdinners, Festvorstellungen und ähnliche Veranstaltungen stattfinden. Der 23. März des Jahres ist für Volksbelustigungen und volkstümliche Feste bestimmt.
Berlin, den 1. Januar 1897
Gez. Wilhelm Rex. (Kaiser Wilhelm II.)
Das Fest wurde nach den strengen Regeln und Vorschriften der königlichen Regierung in Coblenz, wie aus dem Schultagebuch hervorgeht, auch in Volkesfeld gefeiert.
1898
Am 1. November 1898 wurde Herr Lehrer Nell nach Rieden versetzt. An seine Stelle trat Lehrer Pickel.
1903
Am 1. November wurde Herr Lehrer Pickel nach Mayen versetzt. An seine Stelle trat einstweilig der Schulamtskandidat Johann Metzdorf.
Eintrag von J. Metzdorf:
Laut Verfügung vom 8. August 1903 wurde mir von der Kgl. Regierung die Lehrerstelle an der kath. Schule zu Volksfeld einstweilig vom 1. September ab übertragen und ich wurde am 7. September durch Herrn Pfarrer Holtzenbein aus Rieden eingewiesen. Volkesfeld, den 7. September 1903.
Johann Metzendorf
1904
Am 27. Januar wurde der Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers gefeiert. Die Osterferien währten vom 31. März bis zum 7. April. An diesem Tage wurden 12 Kinder aufgenommen, so dass die Schule jetzt 69 Kinder zählt.
1905
Am 1. März wurde der Schulamtskandidat Metzendorf zum Lehrer einstweilig ernannt.
1906
Da die jetzige Schule zu klein geworden war wurde dieselbe im Herbst 1906 durch den Anbau eines Treppenhauses vergrößert. Der Anbau wurde in den Herbstferien begonnen. Da derselbe aber gegen Ende der Ferien noch nicht fertig war, wurde zuerst der Unterricht ausgesetzt. Vom 29. Oktober 1906 bis zum 15. Januar 1907 wurde der Unterricht im oberen Saale des Wirtslokals von Joseph Wingender (gegenüber der Schule) abgehalten.
1907
Vom 16. Januar wurde der Unterricht im neuen Schulsaale erteilt. Gegen Ende des Jahres trat der Typhus bösartig auf. Deshalb konnten 16 Kinder teils wegen Krankheit, teils wegen Ansteckungsgefahr den Unterricht längere Zeit nicht besuchen, einzelne sogar 6 bis 8 Monate nicht.
1909
Da die Schülerzahl auf 89 gestiegen war, wurde zu Ostern der Halbtagsunterricht eingeführt. Durch Wegzug verminderte sich die Zahl der Schulkinder im Laufe des Jahres auf 84.
Im Sommer wurde die hiesige Kapelle durch eine neugebaute Sakristei vergrößert.
1910
Zu Ostern wurden 11 Kinder entlassen und 14 neue aufgenommen. Die Zahl der Schulkinder beträgt jetzt 87. Nach Ostern wurde ein besonderes Buch für die Schulchronik beschafft. Bisher wurde zu diesem Zwecke das Schultagebuch benutzt.
Da es im Frühling beständig rau und kalt war blieben die Obstbäume und Feldfrüchte im Wachstum zurück. Erst zu Pfingsten wurde es wärmer, und weil es an der nötigen Feuchtigkeit nicht mangelte, wurde bald der normale Stand der Feldfrüchte erreicht.
Zu Anfang Juni trat feucht-schwüles Wetter ein, welches fast jeden Nachmittag schwere Gewitter brachte. Obwohl in der Umgebung durch Hagelschlag und Überschwemmungen großer Schaden angerichtet wurde, blieb Volkesfeld von größerem Schaden verschont. Durch kaltes, regnerisches Wetter, welches sich gegen Ende Juni einstellte, wurde die Heuernte, die in diesem Jahre einen hohen Ertrag versprach, sehr gefährdet. Als es im Juli warm und trocken wurde, gelang es, das Heu zum größten Teile einzubringen.
Überhaupt zeichnete sich der ganze Sommer durch große Feuchtigkeit aus, so dass auch die Feldfrüchte nur schwer eingebracht wurden. Trotzdem war dieses Jahr ein gutes Obstjahr; besonders brachten die Kernobstbäume (Äpfel und Birnen) eine reichliche Ernte.
Da zur Zeit der Heideblüte schönes Wetter war, speicherten die Bienen vielen Heidhonig auf; (einzelne Stöcke über 20 Pfund.) dagegen konnten sie während des Sommers fast keinen Honig eintragen.
Am 1. Dezember fanden eine Volkszählung und eine außergewöhnliche Viehzählung statt.
Die Volkszählung ergab für Volkesfeld eine Einwohnerzahl von 360 Personen gegen 330 Personen im Jahre 1905. Die Zunahme betrug also 27 Personen gleich 8%.
1911
Am ersten Frühlingstage 1911 herrschte große Wärme, welche sogar ein Gewitter zur Folge hatte. Bald aber darauf setzte Frost und Schnee ein. Am 11 April 1911 war Schlussprüfung durch den Herrn Schulinspektor. An diesem Tage wurden 9 Kinder entlassen, 5 Knaben und 4 Mädchen, so daß die Schule jetzt 89 Kinder zählt. Von diesen sind in den beiden oberen Stufen 61 und in der Unterstufe 28. Die Zahl der Knaben beträgt 36 und die der Mädchen 53.
Der Frühling zeichnete sich durch frühzeitiges Wachsen der Pflanzen aus. Im Juni trat aber kühles Wetter ein und dieses hatte sogar Frost zur Folge, so dass in der Nacht vom 11. zum 12. Juni empfindliche Garten- und Feldpflanzen wie Bohnen und Kartoffel erfroren.
Auch in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli trat noch Frost ein. Dagegen war es an den meisten Tagen des Julis heiß und trocken. Der heißeste Tag war der 23. Juli. An demselben zeigte das Thermometer vormittags 9 Uhr schon +26 Grad im Schatten und nachmittags 1 Uhr +33 Grad Celsius an. Am 28. Juli ging ein schweres Gewitter über Volkesfeld nieder, welches durch Hagelschlag großen Schaden anrichtete. Stellenweise wurde ein großer Teil der reifen Getreidekörner ausgeschlagen. Die Hitze und Trockenheit hielt auch fast den ganzen August an und verursachte auf dem Felde großen Schaden. Besonders hatte die Kartoffel von ihr zu leiden. An ihnen zeigte sich der so genannte Zweitwuchs d. h. die neu gewachsenen Knollen trieben frisches Kraut. Auch trat ein großer Mangel an Viehfutter ein. Erst die zweite Hälfte des Septembers brachte ausgiebige Niederschläge. Dem Futtermangel suchte man dadurch abzuhelfen indem man das Vieh auf die Weide trieb.
Der Sommer und der Herbst brachte für die Landwirtschaft eine Missernte, wie sie in vielen Jahren nicht mehr zu verzeichnen war. Von den Kartoffeln erntete man stellenweise nicht einmal die Aussaat. Der Ertrag an Gemüse Kohraben und Hafer war äußerst gering. Bessere Erträge lieferten Runkelrüben, die Gerste, der Weizen und der Roggen.
Am Donnerstag den 19. Oktober besuchte Sr. Majestät unser Kaiser Wilhelm II. auf einer Fahrt durch die Eifel auch das an der Straße nach Mayen liegende Schloß Bürresheim und verweilte dort kürzere Zeit. Die Schulen und Kriegervereine der Umgebung bildeten vor dem Eingang des Schlosses Spalier und begrüßten den Kaiser durch freudiges Hurrarufen. Auch die hiesige Schule beteiligte sich an dieser Huldigung.
1912
Der diesjährige Winter zeichnete sich durch große Milde aus. Nur einige kurze Kälteperioden traten auf, in denen aber das Thermometer aber an manchen Tagen in den Vormittagsstunden bis -15 Grad Celsius zeigte. Am 17. April fand nachmittags eine Sonnenfinsternis statt. Dieselbe war für die hiesige Gegend eine partielle und bei schönem Wetter sehr gut zu beobachten.
Im Winter und im Frühjahr fehlte es in den Steingruben an Arbeitsgelegenheit und der Lohn auf denselben ein geringer war, suchten sich mehrere Steinhauer auswärts Arbeit.
Im Sommer besserten sich auch die Arbeits- und Lohnverhältnisse auf den Steingruben. Ihren früheren glänzenden Stand (vor etwa 8 bis 9 Jahren) erreichten sie aber nicht. In diesen Jahren verdienten die Arbeiter durchschnittlich pro Tag 5 Mark, bessere Arbeiter erhielten einen Tageslohn von 7 – 10 Mark. Infolgedessen schickten sogar Bauersleute ihre Söhne auf die Steingruben und bedienten sich bei ihren Feldarbeiten der Hilfe von Tagelöhnern. Dagegen fiel der Tagelohn im letzten Winter auf 2,80 Mark. Auch arbeiteten die meisten Arbeiter auf den Steingruben bei Rodderhöfe, da auf den Gruben in Weibern nur wenige Arbeiter Beschäftigung fanden.
Das Ende des Frühjahrs und der Anfang des Sommers waren sehr trocken, so dass wieder eine Missernte befürchtet wurde. Später brachten aber verschiedene Gewitter ausgiebigen Regen.
In der 2. Hälfte des Monats Juli begann schon die Kornernte. Sie fiel in diesem Jahr außergewöhnlich reichlich aus, wurde aber durch sehr starke Niederschläge gehemmt. Auch das übrige Getreide litt sehr durch die Feuchtigkeit. Der Schaden war umso größer, da ein Teil der Leute das Getreide auf den Feldern stehen gelassen hatten, um es durch die Dreschmaschine dreschen zu lassen. Bis jetzt war nämlich das meiste Getreide durch Dreschmaschinen, die durch ein Gögelwerk getrieben wurden, gedroschen worden. Im vorigen Jahre 1911 wurde zum ersten Male eine fahrbare Dreschmaschine angeschafft, die durch einen Benzolmotor angetrieben wurde.
Durch das nasskalte Wetter im August und September waren die Bienen verhindert die Heide zu befliegen und da der Sommer auch nicht viel Honig einbrachte, standen die Bienenzüchter vor einer Missernte. Dagegen gab es in diesem Jahre viel Obst und die Kartoffelernte fiel so reichlich aus wie in vielen Jahren nicht mehr. Einzelne Stauden hatten 20 und mehr ausgebildete Knollen. Auch die einzelnen Knollen erreichten ein ansehnliches Gewicht. Knollen von 2 Pfund waren keine Seltenheit. Infolgedessen war auch der Preis eingeringer. Während man im vorigen Jahr durchschnittlich 4 Mark für den Zentner bezahlte, sank der Preis jetzt sogar bei einzelnen Sorten auf 1,80 bis 1,60 Mark. Der Durchschnittspreis betrug 2,- Mark.
Gegen Anfang Oktober hörten die Niederschläge auf, und nun trat sonniges und kaltes Wetter ein; die Nächte brachten sogar starken Frost, weshalb stellenweise viele Feldfrüchte so Kartoffeln, Runkelrüben u.v.a. erfroren.
Am 6. Oktober wurde ein Mädchen von hier von einem tollwütigen Hund gebissen. Derselbe wurde einige Tage später durch einen Jäger im Walde bei Kirchesch getötet.
Am 9.November wurde abends nach alter Sitte auf dem Riethöll das Martinsfeuer (Mertesfeuer genannt) angezündet. Zu dem Zwecke schleppen die Knaben am Tage Holz und Stroh herbei. Beim einsammeln desselben riefen sie folgende Verse:
„Jett mer jet Beuschen, wo mer mett kreuschen,
Jett mer jett Pungen, wo mer mett sprungen,
Jett mer jett Schanzen, wo mer mett danzen,
Jett mer jett Plauderstrüh, wo mer mett verbrenne all Läus un Flüh“
Anmerkung: Beuschen = mit dem Dreschflegel gedroschenes Langstroh.
kreuschen = weinen
Pungen = gedroschenes Maschinenstroh
Schanzen = Reiserbündel
Plauderstrüh = Abfallstroh
Der erste und der vierte Vers werden jetzt meistens nicht mehr gerufen. In diesem Jahr wurde es nicht wie sonst am Vorabend des Martinstages (am 10. November) angezündet sondern einen Tag früher, weil der Vorabend auf einen Sonntag fiel. Während das Feuer brannte liefen und sprangen die Knaben mit Fackeln, welche aus Stangen mit daran gebundenen Strohbündeln bestanden um das Feuer.
Der diesjährige Winter war wie der vorjährige äußerst milde. Schon gegen Anfang Februar traten warme sonnige Tage ein, so dass die Knospen der Bäume und Sträucher stark hervor- trieben. Auch die Bienen hielten um diese Zeit schon ihre ersten Ausflüge ab.
Am 10. März wurde die Gedenkfeier der hundertjährigen Wiederkehr der Erhebung Preußens gefeiert.
In den letzten drei Kartagen zogen die Kinder mittags und abends durch das Dorf und klapperten mit hölzernen Klappern. Des Mittags riefen sie dieses während des Umzugs:
Et läut Möddag. Wer jett hätt dä laacht.
Wer neust hätt, dä seit sauer.
1913
Besondere Ereignisse.
In dem diesjährigen Sommer regnete es ununterbrochen, so dass die Landleute nur mit großer Mühe ernten konnten. Dagegen zeichnete sich der ganze Herbst durch große Wärme aus, und manche Pflanzen z.B. die Rosen trieben noch spät Knospen und Blüten. Infolgedessen trat der Winter sehr spät seine Herrschaft an, erst gegen Ende des Jahres, brachte dann aber reichlich Schnee. Diese Schneemassen verursachten große Kälte. |
Die Chronik von 1914 - 1928 |
1914
Schon der erste Tag dieses Jahres war der kälteste des gesamten Winters; das Thermometer zeigte nämlich vormittags um 9 Uhr -17 Grad - und abends um 7 Uhr noch -10 Grad Celsius an. Die eingetretene Kälte hielt mit kurzen Unterbrechungen fast den ganzen Januar an. Auch in den folgenden Monaten war es meist nass und kalt, weshalb der Frühling erst recht spät zu seinem Rechte kam. Nachtfröste während desselben richteten großen Schaden an den Obstbäumen an. Auch Mai waren Sturm und Regen vorherrschend. Die ungünstige Witterung übte einen schädlichen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen aus. Feldfrüchte und Kartoffel blieben zurück; nur die Futterkräuter gediehen einigermaßen. Dagegen nahm in vielen Feldern besonders in solchen mit Hafer das Unkraut hauptsächlich der Hederich überhand, wodurch der Ertrag derselben sehr vermindert wurde. Da die Bienen im Frühling und Anfang des Sommers nur an wenigen Tagen ausfliegen konnten, blieben die Bienenstöcke in der Entwicklung stark zurück. Schwärme gab es keine in dieser Zeit. Erst gegen Ende Juni trat besseres Wetter ein. Die jetzt in großen Mengen blühenden Unkräuter boten den Bienen eine verspätete Sommerweide; da die meisten Stöcke aber sehr schwach waren, war die Ausbeute an Sommerhonig sehr gering.
Ungünstig waren auch die Verhältnisse in der Tuffsteinindustrie. Viele Arbeiter konnten nur mit Mühe und Not eine Beschäftigung erhalten. Es schien, als ob die kommenden Ereignisse schon ihre Schatten Vorauswerfen würden.
Der August brachte uns den WELTKRIEG.
Am Samstag den 1. August wurde gegen Abend die Mobilmachung im Dorf bekannt gegeben. In den folgenden Tagen mussten über 20 Jünglinge und Männer ins Heer eintreten. Ein Teil derselben kam nach der Ahr zur Bewachung der dortigen Bahn. Von Truppentransporten war aber hier nichts zu merken. Nach dem sich die Aufregung, über die die sich überstürzenden Ereignisse mit sich brachten etwas gelegt hatten, begannen die Leute mit der Getreideernte, für welche bald äußerst günstiges Wetter eintrat. Der Ertrag desselben, besonders Korn war reichlich. Trotz des Mangels an Arbeitskräften wurde die Ernte doch schnell eingebracht. Durch die große Menge an Niederschlägen während des Sommers hatte sich die Heide schön entwickelt und spendete den Bienen vielen Heidehonig. Die Kartoffeln brachten in diesem Jahr eine weniger gute Ernte. Als die ersten Verwundeten in den zu Mayen eingerichteten Lazaretten eintrafen, brachten die hiesigen Einwohner Liebesgaben dorthin, bestehend in Lebensmitteln aller Art, Kartoffeln, Gemüse, Eier, Geflügel, Obst, Butter und vieles mehr.
Bei den Kämpfen an der Maas, wurde Hubert Müller Sohn von Joseph von hier verwundet und hernach vermisst.
Am 20. Dezember fiel in der Campagne in Frankreich Joseph Pitzen. Verwundet wurden: Balthasar und Anton Mannebach, Peter Joseph Degen, Sohn von Johann Joseph und Johann Henseler.
1915
Anfang Januar herrschte noch wie zu Ende des verflossenen Jahres regnerisches Wetter. Erst gegen Ende dieses Monats trat größere Kälte ein. Diese hielt auch im Februar an und dauerte bis Mitte März. In der ersten Hälfte des März fiel sogar noch sehr viel Schnee. Infolge dessen konnten die Felder erst sehr spät bestellt werden. Der Frühling brachte einige Kälterückschläge so dass in der Nacht vom 31. zum 31. Mai, die Kartoffel, die Bohnen und die Blüten der Obstbäume zum Teil erfroren. Bei den beiden ersteren war der Schaden nicht so groß, weil die Kartoffeln wieder neue Triebe hervorbrachten, und die Bohnen frisch gesetzt wurden. Der Juni zeichnete sich durch große Hitze und Trockenheit aus, wodurch die Feldfrüchte, besonders das Sommergetreide sehr viel litten. Hafer und Gerste waren kaum handhoch, und auf hochgelegenen Stellen fingen sie samt Klee und Kartoffel an zu verdorren, so dass schon Befürchtungen wegen einer Missernte bestanden. Erst am 23. Juni hatten wir ausgiebigen Gewitterregen, und ihm folgten öfters große Niederschläge. Dem durch die große Trockenheit entstandenen Mangel an Viehfutter suchten die Leute abzuhelfen, in dem Laub der Waldbäume- und Sträucher schnitten und verfütterten. Äußerst günstig war das Wetter für die Heuernte und die Bienen. Letztere speicherten eine solche Menge Sommerhonig auf, wie in vielen früheren Jahren nicht mehr. Einzelnen Stöcken konnte man bis zu 25 Pfund Honig entnehmen. Die Getreideernte begann sehr früh schon Mitte Juli, wurde aber bald durch Regenwetter, welches den ganzen August andauerte, stark verzögert. Der Ertrag derselben war sowohl bei Winter- als auch bei Sommergetreide nur ein mittelmäßiger. Ersteres hatte schon im verflossenen Spätherbst durch Schneckenfraß sehr gelitten, so dass manche im Frühling neu bestellt werden mussten, beide aber hauptsächlich durch im Juni herrschende Trockenheit und Hitze. Buchweizen und Feldbohnen waren in verstärkte Masse wieder angebaut worden. Mehl aus ersterem diente vielfach zur Herstellung von Mehlspeisen und auch als Ersatz für das mangelnde Kraftfutter. Am 11. August schlug bei einem Gewitter der Blitz in den Turm der Kapelle und beschädigte das Dach und den Glockenstuhl.
Die zur Regelung des Verkaufs von Brot und Mehl vom 15. März eingeführte Brotkarte wurde auch hier in größere Zahl ausgegeben.
Im ersten Halbjahr wurden verwundet: Johann Theisen und Michael Müller; vermisst ist Peter Schüller; in russischer Gefangenschaft befindet sich Matthias Schäfer, und das eiserne Kreuz erhielten. Peter Müller, Sohn von Georg, Matthias Schüller und Michael Schild. Nachträglich bekam dasselbe auch der verwundete Balthasar Schild.
Gegen Ende April diese Jahres hatte der Ort auch eine öffentliche Fernsprechstelle erhalten, welche in der Wirtschaft von Jakob Müller eingerichtet wurden. Als Ersatz für die Pferde, die zum Teil von der Heeresverwaltung in Anspruch genommen vielfach aber auch wegen der hohen Preise verkauft wurden, schaffen sich die Leute Ochsen an. Sehr reichlich war dieses Jahr die Kartoffelernte, und da die Preise auch ziemlich hoch blieben, wurden fast alle überflüssigen Kartoffeln schon im Herbst verkauft. Verhältnismäßig früh trat der Winter seine Herrschaft an und zwar Mitte November. Er brachte vielen Schnee und infolgedessen große Kälte, die am 28. November morgens 8 Uhr -17 Grad Celsius betrug.
In den Kämpfen um Frankreich im September fielen Michael Schild und Joseph Schild; in die französische Gefangenschaft geriet Johann Schüller. Im Herbste fiel in Frankreich Johann Müller, Sohn von Joseph, ein Bruder des seit September 1914 vermissten Hubert Müller.
Das 2. Kriegsjahr brachte für viele Lebensmittel eine große Teuerung, welche verschiedene Maßnahmen der Behörden zur Folge hatte. Große Preissteigerungen hatten aufzuweisen die Butter und überhaupt alle Fette und Öle, dann aber besonders das Schweinefleisch, späterhin auch die übrigen Fleischsorten. Infolgedessen wurden für diese Waren Höchstpreise eingeführt. An zwei Tagen in der Woche durften in Gastwirtschaften, Metzgereien u.s.w. keine Fleischwaren- und Speisen verabfolgt werden (fleischlose Tage.) Als Ersatz für Butter gebrauchte man zum Brotaufstrich Mus und Marmelade aus Obst, besonders aus Äpfeln, die reichlich vorhanden waren. Gelee aus Brombeeren und Holzäpfel diente vielfach demselben Zwecke. Wegen des herrschenden Mangels an Öl wurde viel Raps und Rübsamen angebaut. Es kostete z.B. 1 Liter Rüböl 3,80 bis 4,- Mark statt früher 0.85 M; 1 Pfund Butter 2,- bis 2,40 M statt 1,20 M; 1 Pfund Schweinefleisch 1,70 bis 1,80 M statt 080 bis 0,90 Mark.
1916
Der Anfang des Jahres brachte uns mildes Wetter, welches auch den ganzen Januar anhielt. Wegen der im Spätherbst früh eingetretenen Kälte, war nur wenig Korn gesät worden. Viele Felder blieben noch unbestellt, so dass schon Befürchtungen wegen der nächstjährigen Ernte entstanden. Die verzögerte Arbeit wurde jetzt nachgeholt. Die junge Saat entwickelte sich bei der großen Wärme und den vielen Niederschlägen sehr gut. Die hohen Schweinefleischpreise verursachten auch eine große Steigerung der Preise für junge Schweine (Ferkel.) Während man vor dem Kriege für das Stück 20,- bis 25,- Mark bezahlte, kosteten sie jetzt 52,- bis 66,- Mark. Die Vornehmung von Hausschlachtungen von Schweinen wurde gegen Anfang Februar an die ortspolizeiliche Genehmigung gebunden. Am 15. Februar erreichte die Luftwärme eine solche Höhe, dass gegen Abend sogar ein Gewitter entstand. Des anderen Morgens lag Schnee.
Vom 21. Februar war fast ununterbrochen starker Kanonendonner vom Westen (bei Verdun) her zu hören, der sich an manchen Tagen zu großer Heftigkeit steigerte.
Am 6. März erhielt der Kirchturm einen neuen Hahn, da der alte durch Blitzschlag so beschädigt wurde, dass er nicht mehr gebraucht werden konnte.
Der März brachte noch große Kälte und viel Schnee der kälteste Tag war der 8. März, an dem das Thermometer morgens noch -9 Grad Celsius zeigte. Gegen Mitte dieses Monats trat aber schönen Wetter ein. Am 17. März war der erste Zeppelin über dem Ort zu sehen. Er flog nicht sehr hoch in westliche Richtung über Volkesfeld. Äußerst günstiges Wetter herrschte während der ersten Zeit des Frühlings. Große Wärme und Trockenheit wechselten mit Regen ab, so dass bald die Feldfrüchte und die Futterkräuter einen schönen Stand erreichten. Der in großen Mengen blühende Raps und der Rübsamen brachten in Verbindung mit den Obstbaumblüten den Bienen eine ergiebige Frühlingstracht. Fröste schadeten nur in geringem Maße der Steinobstblüte.
Dagegen setzten die spät blühenden Steinobstbäume und die Kernobstbäume reichliche Früchte an. Am 1. Mai wurde die so genannte Sommerzeit eingeführt d.h. die Uhren wurden eine Stunde vorgedreht. Im ersten Halbjahr 1916 fielen im Felde Joseph Buhr, Sohn von bei Verdun und am 11. Juni Joseph Dahm, Sohn von Matthias bei Soissons.
Von ihm stammt folgender Brief:
„Crepy, den 21.II. 1915
G.H.L.
Da wir uns früher schon verschiedene Male über Kriegssachen haben, so will ich Ihnen auch jetzt einmal einige Zeilen aus dem Felde schreiben. Wir sind zwar jetzt wieder im Rekruten Depot in Crepy, waren aber vor kurzem 14 Tage an der Front, um weitere Reservestellungen hinter den deutschen Linien auszuheben und zwar an der Stelle, wo die feldgraue Mauer am weitesten vorgerückt ist, in der Nähe von Soissons. Unser Quartier war in Laffaux und von dort aus hatten wir noch 2,5 Stunden bis an unsere Schanzstelle zu gehen. Über diese kurze Reise will ich ein wenig berichten. Gewöhnlich abends um sechse stand unsere Kompagnie angetreten, um sich in einzelnen Gruppen nach dem Schanzplatz zu bewegen. Zuerst kommen wir über eine Anhöhe vorbei an einer Batterie deutscher schwerer Artillerie. Ihre Stellung ist fast nicht zu merken, nur in der Höhe steht noch ihr Beobachter, der Fesselballon. Ein wenig bergab kommen wir in das völlig zusammengeschossene Dorf Sancy. Am Eingang des Dorfes sind eben ein paar Soldaten damit beschäftig, das Grabdenkmal jener Kameraden die vor einer Woche hier von einer Granate getroffen wurden, wobei 6 Mann tot und 40 verwundet wurden .Nach kurzer Wanderung durchs Tal und wieder bergauf sind wir dicht vor unserer Arbeitsstelle angelangt. Blickt man ein wenig zur Seite, so sieht man einige verlassene Soldatengräber. Es geht einem tief ins Gemüt beim Anblicke jener einsamen Gräber am Waldessaum, deren einzige Zier ein kleines Kreuz, zusammengebunden aus zwei Holzpfählen ist. Oben angekommen geht es sofort los mit Hacken und Spaten an die Arbeit, während hie und da die Leuchtkugeln durch die Luft fahren und die Gegend sekundenlang hell beleuchten. In östlicher Richtung bemerkt man öfters ein kurzes aufflammen, das nach Sekunden mit einem Donnergetöse endigt. Es sind dies Minen womit die Franzosen die deutschen Stellungen bewerfen. Jetzt wird auch der scharfe Donner der deutschen Geschütze hörbar, und wie ein Blitz sausen die glühenden Funken über unsere Köpfe hinweg hinüber zu den Stellungen der Franzosen. Dann ist es wieder totenstill, und lange dauert es bis sich das Konzert wiederholt. Am Ende meiner Weisheit angelangt will ich,……………..“
Hier endete der Brief von Joseph Dahm.
Durch regnerisches und kaltes Wetter im Juni und der ersten Hälfte des Juli wurde die Heuernte stark verzögert. Auch das Getreide konnte nicht reifen. Erst die zweite hälfte des Julis brachte größere Wärme und Trockenheit. Viel günstiger als im vorigen Jahr war die Getreideernte. Zur Herstellung von Gespinstwaren wurden von den Kindern Brennnesselstengel gesammelt und getrocknet. Die Gesamtmenge der Stengel betrug fast 130 Pfund. Der Fleischmangel verursachte eine große Steigerung der Eierpreise. Im August kostete sogar 1 Stück 0,32 Mark. Um eine gleichmäßige Verteilung mancher Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Gebrauchs zu ermöglichen, wurden für diese auch Karten eingeführt, so die Zuckerkarte, die Seifenkarte und vom 1. Oktober an die Fleischkarte. Besitzer von 3 und mehr Milchkühen mussten von jeder Kuh wöchentlich 1 Pfund Butter an die Sammelstelle in Mayen abliefern. Die Steigerung der Lebensmittelpreise hielt an, selbst die Höchstpreise mancher Produkte mussten erhöht werden; so wurde der Höchstpreis von Rindfleisch auf 2,30 M für das Pfund festgelegt. Vor Kriegsbeginn kostete dasselbe 0,70 bis 0,80 Mark. Dagegen konnte der Preis für das vierpfündigen Roggenbrotes auf 0,70 bis 0,67 Mark gesenkt werden. Da auf den Steingruben wenig Arbeitsgelegenheit war, suchten schon im Jahre 1915 viele Steinhauer auswärts Arbeit in den Munitionsfabriken. Den Bedarf der letzteren an Kupfer und Nickel suchte man durch Beschlagnahme mancher Gebrauchsgegenstände zu befriedigen. So mussten z.B. die Wasserschößer der Herde die aus diesen Metallen hergestellt waren, abgeliefert werden. Zwecks Hilfe bei der Ernte erhielten 2 Landwirte auf ihren Antrag je einen Kriegsgefangenen. (Russen) Die schon bei Beginn des Krieges eingeführten Kriegsandachten (Abendandachten) in der hiesigen Kapelle wurden auch jetzt noch weiter abgehalten. Am 31. September hatte die Sommerzeit ein Ende. Die Uhren wurden jetzt wieder um 1 Stunde zurückgedreht. Große Steigerungen hatten die Viehpreise aufzuweisen. Gute Kühe kosteten z. B. 900 Mark und noch mehr, Arbeitspferde 2.200 Mark, ja sogar 4.500 Mark und noch mehr, während man vor dem Kriege junge Pferde schon für 700,- bis 1.200,- Mark kaufen konnte.
Ein Bild der deutschen Stellungen gibt folgender Feldpostbrief vom 10.9.1916
„Wir liegen in der Nähe von Berry au Bac nicht weit von Reims. Unsere Stellung ist großartig ausgebaut, eine starke unterirdische Festung. Der Boden besteht aus Kalkstein. Die Gräben sind 2 bis 3 Meter tief. 3Stellungen, jede Stellung aus 3 Linien. Im Wohngraben liegen die Unterstände, die etwa 6 bis 8 Meter unter der Erde, über mannshoch und mit Holzpritschen und elektrischem Licht versehen, untereinander durch tiefe Gänge verbunden und je ein Ausgang zum Graben. Tief in der Erde sind Pumpen zum Wasser holen. Jeder Unterstand hat einen Ofen. Etwa 10 Meter unter der Erde eine Untergrundbahn zum fortbringen der Verwundeten bis hinter die Front. Diese Bahn zieht sich durch die ganze Front. Von der Vorderlinie gehen tiefe Gänge bis in die Hinterste über 10 Meter unter der Erde zum heranziehen der Verstärkung. Die Unterstände sind eingerichtet wie Stuben. Die Küchen sind auch hier eingerichtet. Zum kaufen gibt es aber nichts hier. Mäuse, Ratten und Flöhe sind hier im Überfluss“.
Zu der 5. Kriegsanleihe zeichneten die Kinder der hiesigen Schule 200 Mark (174 Mark in bar und den Rest durch die Schulsparkasse.)
1917
Der Winter 1916/17 war einer der strengsten der letzten Jahre. Große Kälte mit tiefem und vielem Schnee brachte er. Dieses war noch umso fühlbarer, weil im letzten Jahre die Kartoffeln vollständig missraten waren, es also an den neben dem Brote wichtigsten Nahrungsmitteln mangelte. Als Ersatz bediente man sich der Steckrüben (Kohlrüben.) Eine Folge des Lebensmittelmangels war das Hamstern. Die Bewohner der Städte und Industriegebiete kamen in großen Scharen auf das Land und böten ungeheuere Preise für die verschiedensten Lebensmittel z. B. 30 Mark für einen Zentner Kartoffel; 8 – 10 Mark für ein Pfund Butter; 2 – 3 Mark für ein Pfund Erbsen u.s.w. Die strenge Kälte hielt bis in den April an. Erst gegen Ende dieses Monats trat plötzlich warmes Wetter ein. Der Sommer war überaus heiß und trocken. Das Getreide brachte nur einen mäßigen Ertrag; dagegen lieferten die Kartoffel eine gute Ernte.
Im Frühling fiel in den Kämpfen in der Campagne Peter Hilger.
Damit stieg die Zahl der Gefallenen aus dem Orte auf 7 und zwar:
Joseph Pitzen, Joseph Schild, Michel Schild, Johann Müller, Joseph Buhr, Joseph Dahm und Peter Hilger.
Vermisst sind zwei Soldaten, Peter Schüller und Hubert Müller.
In feindlicher Gefangenschaft befinden sich: Johann Schüller, Matthias Schäfer, Peter Müller, Peter Schüller, Peter Reinarth und Hubert Degen.
Von den zwei Glocken der hiesigen Kapelle musste die Kleinere abgeliefert werden, da sie zur Herstellung von Kriegsmaterial beschlagnahmt wurde.
1918
Sehr milde war der Winter von 1917 auf 1918. Kälte und tiefer Schnee traten nur im Dezember und in der ersten Hälfte des Januars auf. Am 17. Januar trat Tauwetter ein, welches große Überschwemmungen in den Tälern und Kellern verursachte. Am folgenden Tag warf der Sturm das Kreuz auf der Kapelle samt dem Hahn herunter. Darauf trat schönes Wetter ein, und es blieb den größten Teil des Sommers warm und trocken. Währen des Frühlings und des Sommers beteiligten sich die Kinder am Laubsammeln. Das Frischlaub, das die Kinder pflückten, wurde nach Hause getragen, dort getrocknet und dann in Papiersäcken abgeliefert um Futter für die Pferde des Feldheeres daraus herzustellen. Da es aber an den nötigen Räumen zum trocknen fehlte, verdarb manches. Hauptsächlich wurde Eichenlaub gesammelt aber auch das Laub der übrigen Waldbäume und Sträucher wurde verwertet. Im Ganzen lieferten die Schulkinder 56,91 Zentner Trockenlaub ab. Wegen des Mangels an Raufutter hervorgerufen durch die Missernte des vorigen Jahres an Wiesen- und Kleeheu und an Stroh beteiligten sich auch die Erwachsenen an dem Laubsammeln, benutzten dasselbe als Viehfutter. Diesem Zwecke wird auch manches durch die Kinder gesammelte Laub gedient haben. Die Lebensmittelpreise stiegen trotz der Höchstpreise allmählich immer mehr. Hamsterer boten und bezahlten für 1 Pfund Butter 15,- bis 20,- Mark, für 1 Liter Rapsöl 30,- Mark; und für ein 1 Ei 0,70 Mark. Hohe Preise hatten die Kleider und Kleiderstoffe zu verzeichnen; ferner auch die Schuhwaren. Kinderanzüge kosteten 100,- Mark und noch mehr; Anzüge für Männer 500,- bis über 500,- Mark. Dazu war das Futter derselben vielfach aus Papierstoffen (Zellulose.) Dieser Stoff diente auch zur Herstellung von Schürzen, Tischdecken, Teppichen und sogar ganzen Anzügen. Aus Papier wurden Säcke, Kordel, Stricke; Handtaschen und noch viele andere Gegenstände verfertigt. Auch für die übrigen fehlenden Stoffe suchte man nach Ersatzmitteln. Statt mit Leder versah man die Schuhe mit Holzsohlen. Während des Sommers ging ein großer Teil der Kinder barfuss. Zur Herstellung von Leder Wurden Kaninfelle beschlagnahmt. Zum Waschen bediente man sich der Tonseife. Wegen des großen Fettmangels suchte man die Milch zu erfassen. In jedem Dorfe wurde eine Kontrollkommission gebildet. Diese stellte durch Stallrevisionen den Milchertrag der einzelnen Kuh fest. Hiervon verblieb dem Besitzer derselben zur Buttererzeugung pro Kopf und Tag ein halber Liter Milch; ferner noch eine bestimmte Menge für vorhandene kleine Kinder oder für Kranke als Frischmilch. Von der übrig bleibenden Menge mussten für je 14 Liter Milch 1 Pfund Butter abgeliefert werden. Die Ablieferungspflicht wurde auch auf die Hühnerhalter ausgedehnt. Von jedem Huhn mussten sie im Jahre 30 Eier abliefern. Um die Größe der mit den einzelnen Feldfrüchten bestellten Felder festzustellen, fand im Frühling eine Ernteflächenerhebung statt. Daneben wurde für die einzelnen Landwirtschaftlichen Betriebe eine besondere Wirtschaftskarte eingeführt, auf der die Größe der mit Getreide bepflanzten Felder, das Ernteergebnis, der zulässige Verbrauch und die Ablieferungspflicht an Getreide eingetragen wurde. Selbstversorger an Brotgetreide mussten auch weiterhin wie in den vorhergehenden Kriegsjahren Mahlkarten haben, um ihr Getreide in den Mühlen mahlen zu lassen.
Im Sommer dieses Jahres fiel bei den Kämpfen im Westen Kaspar Merten von hier. Damit stieg die Zahl der Gefallenen auf 8. Gegen Anfang September kam Matthias Schäfer aus mehr als dreijähriger russischer Gefangenschaft zurück.
Im Herbste trat die Grippe epidemisch im Dorfe auf. Ein großer Teil der Erwachsenen erkrankte daran.
Mehrere Leute starben daran; innerhalb von 2 Wochen sogar 6 Personen. (3 Männer und 3 Frauen) In der Schule fehlte durchschnittlich die Hälfte der Kinder.
Der 11. November brachte endlich durch den abgeschlossenen Waffenstillstand ein Ende des schrecklichen Weltkrieges.
Bei den letzten Kämpfen wurden noch 2 Jünglinge aus dem Dorfe Joseph Müller, Sohn von Johann und Joseph Dahm, Sohn von Jakob vermisst.
Anfangs merkte man hier nicht, dass der Krieg zu Ende sei; nur in den Lüften sah man die heimkehrenden Flieger. Erst in den letzten Tagen des Novembers erhielt das Dorf auch durch die zurückkehrenden Truppen Einquartierung. Außer kleineren Abteilungen rastete hier die 6. Batterie des Fuß. Art. Reg. Nr. 12; das 1. Batl. Des Inftr. Reg. Nr. 20; die 5. Kompanie des Armierungsbattalions Nr. 39 und die 8. Batterie des Feld. Art. Reg. Nr. 10. Die größte Anzahl Soldaten, die an einem Tag untergebracht werden mussten betrug 500 Mann. Einen traurigen Anblick bot die 5. Kompanie des Arm.Batt.Nr.39; durch den Futtermangel bei dem übereilten Rückzug hatte die Bagage fast sämtliche Zugpferde verloren, und darum mussten die Wagen von den Soldaten selbst gezogen werden Allmählich kehrten auch die eingezogenen Wehrpflichtigen des Dorfes, die inzwischen von ihren Truppenteilen entlassen worden waren zurück. Nur diejenigen, die sich noch in feindlicher Gefangenschaft befanden, mussten noch dort bleiben. Darunter waren auch Joseph Dahm und Joseph Müller, die in den letzten Kämpfen vermisst wurden. Am Sonntag den 29. Dezember kam eine große Menge fremder amerikanischer Besatzungstruppen durch den Ort, welche in Rieden einquartiert wurden.
1919
Der diesjährige Winter brachte sehr viel Feuchtigkeit; von Ende Januar bis Mitte Februar herrschte große Kälte mit Schnee. Reichlich Schnee trat noch zu Ende des Winters auf; am 25 März lag sogar Schnee über einen Fuß hoch. In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar wurde aus einem hiesigen Stalle ein schwerer Ochse gestohlen, bald darauf aus einem anderen ein Rind. An anderen Tagen fielen den Dieben Hühner in die Hände. Wegen der großen Unsicherheit wurde durch die amerikanische Besatzungstruppe zeitweise eine Nachtwache gestellt, doch wurden hierdurch die Diebstähle wenig vermindert. Besatzung selbst hatte der Ort nicht, obwohl Rieden, Weibern und andern umliegenden Dörfern solche untergebracht war. Trotz des Waffenstillstandes blieben die Lebensmittelpreise sehr hoch teils wegen des Fortbestands der Blockade teils aber auch, weil die Besatzungstruppen manche Lebensmittel aufkauften. So bezahlten sie für 1 Ei 1,- Mark, für ein Huhn15,- bis 20,- Mark. Starke Steigerungen wiesen die Ferkelpreise auf. 8 – 10 Wochen alte Ferkel kosteten 250 bis 300 M das Stück. Die Preise für das übrige Vieh blieben ebenfalls sehr hoch. Pferde kosteten 4 – 6.000 Mark. Anfang April wurde die Ablieferungspflicht der Hühnerhalter für Eier aufgehoben. Verkauf und Kauf waren jetzt freigegeben. Gegen Ende April trafen auch die ersten amerikanischen Lebensmittel ein vor allem Speck und Reis. Durch ersteren wurde der Fettmangel in etwa behoben. Wegen des schlechten Standes der deutschen Valuta war der Preis dieser Lebensmittel sehr hoch. 1 Pfund Speck kostete 7,80 Mark, 1 Pfund Reis 1,55 bis 2,- M. Das Schlachtvieh wurde bis jetzt noch zwangsweise aufgebracht. Die Fleischration war aber im letzten Jahre auf 200 – 300 Gramm pro Kopf und Woche gesunken und sank auch noch in diesem Jahre immer mehr, so dass die Versorgung der Einwohner mit Fleisch immer schwieriger wurde. Neben dem Mangel an Schlachtvieh trug der große Unterschied im Preise zwischen Nutz- und Schlachtvieh hieran die Schuld. Allmählich duldete die Behörde stillschweigend, dass Fleisch von Metzgern zu erhöhten Preisen (1 Pf. 5 – 6,- Mark) markenfrei verkauft wurde. Damit erreichte die Zwangsbewirtschaftung des Fleisches ihr Ende. Amerikanisches Fleisch und andere Lebensmittel besonders Mehl waren jetzt auch reichlich zu haben; ferner manche Genussmittel wie Bohnenkaffee, chinesischer Tee, Kakao. 1Pfund Bohnenkaffee kostete anfangs noch 16 – 20 Mark, später aber 8 – 10 Mark. Es herrschte aber noch ein großer Zuckermangel. Ausländischer Zucker kostete 2,20 – 2,60 M das Pfund. Trotz reichlicher Ernte des Frühobstes hatte dasselbe doch noch einen hohen Preis. Kirschen kosteten 1,40 – 2,- das Pfund. Dem Mangel an Kleiderstoffen wurde bald durch die fremde Einfuhr abgeholfen. Bezugscheine zum Ankauf derselben, die in den letzten Kriegsjahren vorgeschrieben waren, brauchte man nicht mehr.
Während des ganzen Frühlings herrschte große Trockenheit; erst der Juli brachte ausgiebigen Regen.
Am 28. Juni wurde der Frieden zu Versailles unterzeichnet.
Nach dem Friedensvertrag dauert die Besetzung der linken Rheinseite durch fremde Truppen noch an. Eine große Trockenheit hielt den ganzen Sommer sogar noch den Spätsommer an; ja die erste Hälfte des gegen Anfang des Monats September brachte noch sehr heiße Tage. Die Schwalben, die sonst ihre Reise in den Süden antraten brüteten noch spät hier; am 22. September konnte man sie noch in großen Scharen beobachten. Das Ergebnis der diesjährigen Ernte war ein äußerst geringes. Wintergetreide (Roggen und Weizen) lieferte eine mäßige, Sommergetreide eine äußerst schlechte Ernte. Auch die Hackfrüchte waren sehr schlecht geraten. Äußerst dürftig war die Kartoffelernte; auf einen Morgen erntete man stellenweise nur 20 Zentner. Großen Schaden richteten Raupen am Gemüse und an die Kohlrüben an,
Bei der am 8. Oktober stattfindenden Volkszählung betrug die Zahl der Einwohner des Dorfes 333. Seit der letzten Zählung ist sie um 27 Personen oder 7,5 % zurückgegangen.
Dieser Rückgang hat seine Ursache teils im Krieg teils auch in dem Stilliegen der der umliegenden Steingruben, wodurch manche Arbeiter gezwungen wurden, Beschäftigung in auswärtigen Fabriken zu suchen. Sehr früh trat der Winter seine Herrschaft an. Schon am 3. November lag hoher Schnee, obwohl die meisten Bäume noch ihr Laub trugen. Durch Tauwetter verschwand derselbe bald darauf. Ein erneuter Schneefall Mitte November brachte eine noch höhere Schneedecke. Durchschnittlich lag er einen halben Meter hoch, an manchen Stellen über 1 Meter hoch. Erneut eintretendes Tauwetter brachte auch diese Schneemasse bald zum schwinden.
1920
Wie der Dezember des verflossenen Jahres brachte auch der Januar des neuen Jahres vielen und starken Schnee vermischt mit Regen, welcher große Überschwemmungen hervorrief. Die großen Flüsse (Rhein und Mosel) hatten einen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr erreichtes Hochwasser. Auch das Nettetal glich zum großen Teile einem wogenden See. Mit Februar traten sonnige Tage ein, welche mit geringer Unterbrechung bis in den Frühling hinein andauerten. Die Frühjahrsarbeiten auf dem Felde gingen darum schnell vonstatten. Alles grünte und blühte mehrere Wochen früher als in sonstigen Jahren. Gegen Anfang April standen Birnen und Kirschen schon in vollem Blütenschmucke. Mitte April wurde der Wald grün.
Dieses Jahr brachte für alle Bedarfsartikel eine ungeahnte Preissteigerung. Am meisten wurden Kleiderstoffe, Schuhe, Holz- und Eisenwaren, besonders ausländische Waren davon betroffen.
Es kosteten im April 1920:
1 Meter Anzugstoff 180, 200, 300, 400 Mark
1 Anzug nach Maß 900, 1000 – 2000 Mark
1 Herrenhut aus Wollfilz 65 – 100 Mark
1 Herrenhut aus Haarfilz 90 – 120 Mark
1 Pfund Sohlleder 80 Mark
1 Paar Schuhe 250, 300 – 650 Mark
1 Pfund Kaffee 30 – 32 Mark
1 Pfund Reis 6 Mark
1 Pferd 14.000 – 24.000 Mark
1 Kuh 6.000 – 8.000 Mark
1 Ziege 500 – 1.000 Mark
1 Ferkel 280 – 420 Mark.
Weil die Lebensmittel so hoch waren, stiegen auch die Preise der Grundstücke; 1 Morgen = 25 ar Feld in mittlerer Lage kostete 2.400 – 3.600 Mark gegen durchschnittlich 600 Mark vor dem Kriege.
Anfang Januar diesen Jahres begann die Gemeinde mit dem Ausbau der Straße vom Dorf ins Nettetal. Die alte Straße hatte stellenweise eine äußerst starke Steigung, so dass selbst mit Pferden ein mäßig beladener Wagen nur mit großer Mühe herauf befördert werden konnte. Die Steigung von 55 Meter wurde auf der ganzen 700 Meter langen Strecke vom Forsthause bis zur Schule so verteilt, dass sie fast gleichmäßig wurde und im Durchschnitt 8% betrug. Hierbei musste ein unterhalb des Dorfes liegender Hügel durchschnitten werden. Auch der Dorfbrunnen wurde verlegt. Von seinem alten Standort der Schule gegenüber, auf dem vor mehr als 50 Jahren sich der Brandweiher befand kam er an das Spritzenhaus. Gegen Pfingsten war die Straße fertig. Die nach dem Nettetal gebaute Straße kostete 92.000,- Mark. Zu diesen Kosten gewährte die Provinz 64.000,- Mark, so dass die Gemeinde selbst nur 28.00,- Mark beizusteuern brauchte, welche Summe durch eine Anleihe beschafft wurde.
Der diesjährige Frühling brachte große Trockenheit; nur zeitweise fielen geringe Niederschläge. Fröste in den Nächten vom 7. zum 8. und vom 8. zum 9. Juni richteten erheblichen Schaden an den Kartoffeln und Bohnen an. Die Futterernte war sehr gering. Die Getreideernte begann schon in der 2. Hälfte des Julis und erreichte mit nur kurzen Unterbrechungen durch schöne sonnige Tage begünstigt im August ihr Ende. Wintergetreide brachte einem befriedigenden, Sommergetreide einen dürftigen Ertrag. Die Preissteigerungen schienen im Sommer ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Es zeigte sich allmählich für einzelne Produkte besonders Kleiderstoffe und Schuhe ein Rückgang der Preise. Sehr verschieden fiel die Kartoffelernte aus. Viele Felder brachten einen reichen andere dagegen einen mittelmäßigen Ertrag. Bemerkenswert war der Einfluss des Frühjahrsfrostes auf das Ernteergebnis. Solche Felder, in denen im Frühling die Pflanzen sehr durch die Kälte gelitten hatten, lieferten entgegen allen Erwartungen eine solch gute Ernte wie in vielen Jahren nicht. Die Erklärung dieser Tatsache wird wohl im folgenden liegen: Während der Frühjahrs- und Sommertrockenheit waren die Kartoffel dieser Felder im Wachstum nicht so weit fortgeschritten, so dass der Regen in der Getreideernte noch früh genug eintraf, damit sich die Knollen gut ausbilden konnten, während er bei den anderen nicht mehr viel nützte. Bei der Ernte der Kartoffel herrschte schönes warmes Wetter. Die Temperatur stieg sogar an einzelnen Tagen auf +22 Grad. Von Mitte Oktober trat nachts Frost ein, der sich im November steigerte. Die Trockenheit dauerte fast ununterbrochen an, so dass manche Brunnen im Dorfe versiegten. Erst der Dezember brachte Schnee und später, als derselbe gegen Ende des Monats abging, auch größere Feuchtigkeit. Sehr stark trat in diesem Jahre in den Kellern die Kartoffelfäulnis auf wahrscheinlich weil die Knollen bei ihrer Ernte noch nicht voll ausgereift waren.
1921
Außergewöhnlich war die Temperatur zu beginn des neuen Jahres; man glaubte sich in den Frühling versetzt. Schon der erste Weihnachtstag des verflossenen Jahres zeichnete sich durch große Wärme aus. Diese verursachte ein erneutes Grünen von Wintergetreide und Kleefeldern. Später trat trockenes kaltes Wetter ein, welches an einzelnen Tagen mit Wärme abwechselte und den ganzen Winter hindurch bis in den Frühling hinein dauerte. Durch die Trockenheit versiegten die meisten Dorfbrunnen, und auch derjenige an der Schule hatte nicht mehr genug Wasser. Wiesen und Kleefelder blieben im Wachstum zurück, und ein großer Futtermangel trat ein. Der 15. April brachte plötzlich hohen Schnee, der mehrere Tage liegen blieb und große Kälte hervorrief, so dass die Blüten von Pflaumen und Birnen zum größten Teile erfroren.
Am 4. Juni ging ein schweres Gewitter über unser Dorf nieder. Hagelschlag und wolkenbruchartiger Regen richteten stellenweise großen Schaden an. Im Übrigen war der Regen wegen der lange anhaltenden Trockenheit den Feldfrüchten sehr nützlich. Große Hitze brachte der ganze Sommer. Die Wärme stieg an einzelnen Tagen auf 31 – 32 Grad C im Schatten. Das Getreide reifte sehr früh; die Ernte begann schon Anfang Juli und war Mitte August fast beendet. Der ertrag war auf manchen Feldern gut, auf vielen anderen aber sehr schlecht, bei Sommergetreide äußerst mäßig.
Die andauernde Trockenheit richtete großen Schaden an. Die Kartoffeln fingen stellenweise an abzusterben, und manche Wiesen und viele Kleefelder waren verdorrt. Dem Futtermangel suchte man durch Gebrauch von Frischlaub der Waldbäume abzuhelfen. Wie vorauszusehen war, lieferten die Kartoffel eine Missernte. Auf manchen Feldern erntete man nicht einmal die Aussaat. Erträge von 30 – 40 Zentnern pro Morgen waren eine Seltenheit, währen d man in guten Jahren durchschnittlich 90 – 100 Zentner auf dieser Fläche erhielt. Auch die übrigen Knollenfrüchte brachten nicht viel; selbst das Gemüse war missraten. Infolgedessen mussten die Landwirte einen Teil ihres Viehes verkaufen, da es an dem nötigen Futter mangelte, dasselbe vollständig den Winter über durchzuhalten. Die Trockenheit verbunden mit bald eintretender Kälte dauerte fast ununterbrochen bis in den Dezember hin fort. Die Einsaat von Wintergetreide konnte daher nur spät erfolgen. Das früh gesäte Getreide lag viele Wochen ehe es aufging. Nach dem im Frühling und Sommer dieses Jahres die Preise für viele Bedarfsartikel stark gefallen waren, trat im Herbste eine erneute gewaltige Preissteigerung ein. So stieg z.B. der Preis für Butter auf 50,- Mark das Pfund für Kunstbutter (Margarine) auf 35,- Mark, Für Kaffee auf 50,- M, für Rüböl 40,- M das Liter, für Petroleum auf 12,- M und für Kartoffel auf 100 Mark den Zentner. Noch stärker war die Steigerung bei allen Leinen; Woll- und Baumwollwaren.
Im Juni des Jahres begann die Rheinische – Elektrizitäts- – Gesellschaft mit der Herstellung der Hausinstallation für das elektrische Licht im November im November mit dem Bau des Ortsnetzes und der Zuleitung zum Dorfe.
1922
Obwohl schon in den Monaten November und Dezember de verflossenen Jahres starke Kälte aufgetreten war, brachte erst das neue Jahr vielen und hohen Schnee und damit den Saaten eine schützende Decke und dem Boden die so nötige Feuchtigkeit. Lange führte der Winter seine Herrschaft. Nach kurzen Unterbrechungen durch einige schöne sonnige Tage, gegen Anfang März gab’s in der 2. Hälfte diese Monats und Anfang April fast täglich reichlich Schnee, der sogar öfters mehrere Tage liegen blieb. Einem trockenen und heißen Frühling folgte ein nasskalter Sommer. Die Getreideernte litt sehr darunter. Der Ertrag war äußerst gering. Mehr versprachen die Kartoffelfelder. Auch die meisten Obstbäume hatten eine große Menge Früchte angesetzt. Für die Bienen war das Jahr ein Schwarmjahr aber kein Honigjahr.
Am 18.August brannte zum ersten Mal das elektrische Licht im Dorfe.
Da das schlechte Wetter auch im Herbst anhielt, verzögerte sich die gesamte Ernte; manches Sommergetreide wurde erst im Oktober eingebracht; das Grummet (2. Grasschnitt im Jahr) verfaulte zum Teil auf der Wiese. Durch gegen Ende Oktober eintretender Frost erfror ein Teil der noch nicht eingebrachten Kartoffel, die in diesem Jahr eine gute Ernte lieferten.
Nach Aufhebung der Postagentur in Rieden am 1. Mai wurde Volkesfeld von der Postagentur Weibern bestellt.
Die Teuerung machte gewaltige Fortschritte; die Papiermark wurde immer mehr entwertet. So kosteten im November dieses Jahres:
1 Zentner Korn 10 - 13.000 Mark
1 Zentner Weizen 13 -14.000 „
1 Zentner Kartoffel 6 – 700 „
1 Liter Rüböl 1.800 – 2.000 „
1 Liter Petroleum 300 „
1 Weizenmehl 250 – 300 „
1 Markenbrot 93 „
1 markenfreies Brot 450 „
1 Brötchen 12 „
1 Pfund Margarine (Kunstbutt 1.200 „
1 Pfund Bohnenkaffee 2.500 - 3.000 „
1 Pfund Reis 250 - 300 „
1 Pfund Sohlleder 2.500 - 3.000 „
1 Paar Schuhe 8 - 18.000 „
1 Ferkel 10 – 12.000 „
1 Pferd 250 – 500.000 „
1 Kuh 60 – 200.000 „
1923
Der Winter 1922/23 war sehr unbeständig; Kälte und Wärme, Schnee und Regen wechselten manchmal an einem Tag. Die riesigen Wassermassen, die öfters niedergingen, konnten die Bäche kaum fassen. Überschwemmungen traten daher sehr häufig auf. Die durch die Besetzung des Ruhrkohlegebietes durch die Franzosen Ende Januar entstandene Stockung des Verkehrs machte sich auch hier fühlbar. Tagelang erschien keine Post, und später musste sie, da auch die Brohtalbahn nicht verkehrte, von Oberzissen nach Weibern und zurück, ja sogar bis an den Rhein zu Fuß fortgebracht werden. Viele Zeitungen waren zeitweise verboten, und wenn sie erschienen, trafen sie mit großer Verspätung hier ein. Immer schneller stiegen die Preise für sämtliche Produkte und Waren. Endlich, gegen Anfang März, trat ein Preisrückgang ein, welchem aber bald wieder ein erneuter noch stärkerer Preisanstieg folgte. Die Arbeitslosigkeit auf den Steingruben wurde durch Notstandsarbeiten (Ausbessern der Wege und andere) behoben. Bald fand auch ein Teil der Arbeiter Beschäftigung beim Kirchenbau in Rieden.
Der ersten Maihälfte mit Hochsommerhitze folgte ein nasskaltes Spätfrühjahr. Hitze verbunden mit Trockenheit brachte der Sommer. Sehr schnell ging die Ernte von statten. Die großen Massen an Heu waren in kaum 2 Wochen vollständig eingebracht. Reichlich fiel auch die Getreideernte aus, sowohl an Körnern als auch an Stroh. Ein gewaltiger Sturmwind im August drosch stellenweise einen Teil des noch stehenden Getreides (besonders Hafer) aus, warf ganze Getreidekasten um, zerstreute des Sommerrapses auf die umliegenden Felder, riss ganze Äste aus den Bäumen ab, warf sogar manche Bäume um und zerstreute das Obst der Obstbäume. Viel Bienenhonig ernteten die Bienenzüchter in diesem Jahre; einzelne über 50 Pfund pro Volk. Gering war die Kartoffelernte.
Die Preissteigerungen des Herbstes überbot alles bisher dagewesene.
Die Preise stiegen zuerst in die Millionen, dann in die Milliarden und zuletzt in die Billionen Papiermark.
Viele Produkte und Waren konnten nur gegen Umtausch von anderen Waren erworben werden. So entstand wieder ein Tauschhandel. Kleider, Schuhe und Waren wurden gegen Lebensmittel umgetauscht 1 Ferkel kostete z.B. 1,5 – 2 Zentner Korn. In den Geschäften wurden die Preise in Goldmark angegeben. Diese Grundpreise waren aber gegen die Friedenspreise viel zu hoch und wurden nach dem jeweiligen Kurs der Papiermark mit dem entsprechenden Multiplikator vervielfacht. Notgeld von Kreisen und Städten dienten als Zahlungsmittel; dazu traten viele ausländischen Geldsorten, (Dollar, Gulden, Francs u.a.) die von den Geschäftsleuten mit Vorliebe angenommen wurden. Nur mehrere Stunden am Tag waren die Geschäfte in den Städten und größeren Orten geöffnet. Schon längst hatten die hiesigen Handlungen wegen Warenmangel ihre Läden geschlossen.
Wegen der vielen Einbrüche und Diebstähle in der Umgebung wurde im November eine Ortswache eingerichtet. Auch befürchteten die Einwohner Requisitionen und Plünderungen der Rheinischen Sonderbündler, (Separatisten) die in Mayen und Niedermendig die Verwaltung an sich gerissen hatten.
Ihr Notgeld, das so genannte Pflichtgeld, wollte niemand annehmen; nur durch Zwang waren einzelne Kaufleute hierzu zu bewegen. Die meisten Geschäfte in Mayen waren in dieser Zeit geschlossen; das ganze wirtschaftliche Leben stockte. Erst mit dem Abzug der Sonderbündler begann dasselbe sich wieder zu heben.
Die Notstandsarbeiten hörten auf, nachdem der passive Widerstand eingestellt war. Ihr Ergebnis war sehr gering. Während in anderen Dörfern mit staatlicher Unterstützung nun Kirchen, Schulen, Krankenhäuser, oder Wohnhäuser erstanden, Wasserleitungen errichtet, Straßen gepflastert oder die alten Kirchen und Schulen ausgebessert wurden, geschah hier nichts dergleichen. Nur einige neue Waldwege und die Ausbesserung der alten Feld- und Waldwege verdanken der „Kuno Armee“ wie man die Arbeitslosen nannte, ihre Ausführung.
Am 27. Dezember geriet ein Teil der Schafherde von Matthias Buhr an der Norr in zusammen gewehten Schnee, wobei 29 Schafe erstickten, die abgeschlachtet werden mussten. Nach Einführung der Rentenmark erreichte die Verschlechterung der Papiermark im Dezember letzten Jahres ihr Ende.
1 Rentenmark wurde gleich einer Billion Papiermark gesetzt.
1924
Der diesjährige Winter war einer der strengsten der letzten Jahre; schon im Oktober begann er mit starken Frösten; die größte Kälte brachte der Jahreswechsel; bis in den April hineinhielt er an. Deshalb konnten die Feldarbeiten erst spät beginnen. Allmählich zeigte sich die Wirkung der gefestigten Geldverhältnisse. Wie durch einen Zauber öffneten sich wieder die Läden; die Schaufenster füllten sich mit allerhand Waren; diese wurden dem Käufer wieder angeboten; er brauchte nicht mehr stundenlang zu warten, um eine Kleinigkeit kaufen zu können. Wie über Nacht war alles wieder da. Man glaubte sich in Friedenszeiten zurückversetzt. Die Preise einzelner Waren z.B. Lebensmittel
sanken auf Friedenspreise, zeitweise sogar darunter, während Kleider, Schuhe, Eisenwaren, Möbel und andere weit über den Friedenspreisen standen. Die Preisverzeichnisse erhielten nur Angaben in Goldmark, obwohl neben der Rentenmark auch Papiergeld in Zahlung genommen wurden. Das Notgeld der verschiedener verschiedenen Städte, Gemeinden und Kreisen erreichte durch Einziehung ein Ende. Die Arbeitslosigkeit hielt immer noch an, selbst in den Frühling und Sommer hinein; ein großer Teil der Arbeiter war auf die viel zu geringe Arbeitslosenunterstützung angewiesen. Im ganzen geschäftlichen Verkehr zeigte sich ein empfindlicher Mangel an Zahlungsmitteln. Das Geld war wieder selten geworden und hatte deshalb einen höheren Wert. Fruchtbares Frühlingswetter (große Wärme abwechselnd mit Gewittern) brachte bald alle Feldpflanzen zum schnellen Wachsen. Reichlich fiel die Ernte der Waldbeeren (Heidelbeeren) aus, sowohl in der Nähe als auch auf den entfernter liegenden Heiden in der Eifel, und sie brachte einen äußerst willkommenen Verdienst. Auch sehr viel Heu gab es in diesem Jahr.
Im Juli Wurde auf der Straße Mayen – Kempenich eine Postautolinie eingerichtet. Erste Fahrt am 28. Juli. Haltestelle für Volkesfeld war die Hackenbruchs – Mühle.
Anfangs fanden täglich 3 Fahrten später hin nur 2 statt .Vollständig verregnet war die Getreideernte; ein großer Teil des Getreides verdarb; nur mit Mühe und Not konnte es geborgen werden. Dagegen lieferten die Kartoffel einen guten Ertrag. Starke Regenfälle gegen Anfang November riefen große Überschwemmungen hervor.
1925
Die milde Temperatur, die in den letzten Monaten des vergangenen Jahres herrschte, setzte sich auch im neuen Jahr fort. Erst der März brachte Schnee, der auch fast den ganzen Monat hindurch anhielt. Die Arbeitslosen, der größte Teil der Steingrubenarbeiter, verbesserten die Gemeindewege und legten Radwege an. Äußerst günstiges Frühlingswetter brachte alle Pflanzen wenn auch spät, schnell zur Entwicklung. Sowohl an den Feld- wie auch an den Waldbäumen trat bald eine große Raupenplage auf, welche erst im Juni durch anhaltendes Regenwetter Einhalt geboten wurde.
Am 16. Juni fand eine Volks- Berufs- und Betriebszählung statt. Die Zahl der ortsanwesenden Personen betrug 358 Personen; darunter waren 177 männliche und 187 weibliche.
1919 hatte Volkesfeld 333 und
1910, 360 Einwohner.
Der Wohnungsnot suche man durch Häuserneubauten abzuhelfen. Wegen des großen Geldmangels zogen sich diese sehr in die Länge. Für geliehenes Geld musste man 18 – 20% Zinsen zahlen, gegen 5% in Friedenszeiten. Die Zahl der Arbeitslosen war inzwischen stark zurückgegangen; nur einige Arbeiter erhielten noch im Sommer die Unterstützung weiter. Die Heuernte fiel sehr reichlich aus, auch das Getreide war gut geraten. Während Korn und Weizen zum größten Teil gut eingebracht wurden, litt das Sommergetreide stark durch andauerndes Regenwetter. Reichlich fiel auch die Kartoffelernte aus. Der Preis derselben sank allmählich von 3 Mark auf 2 Mark pro Zentner. Vermehrter Anbau, übergroßes Angebot aus fast allen Gegenden und große Geldknappheit hatten das bewirkt. Der Absatz der Kartoffel geriet immer mehr ins Stocken. Große Mengen blieben unverkäuflich; sie lagerten in Scheunen und Kellern. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse war vorher eingetreten. Wegen Absatzmangel mussten zahlreiche industrielle Betriebe ihre Arbeiter teilweise oder ganz entlassen. Auch die meisten Steingrubenarbeiter wurden wieder arbeitslos. Dazu trat bald ein strenger Winter ein; schon Mitte November trat er seine Herrschaft an. Schneestürme gegen Anfang Dezember riefen Verkehrsstörungen aller Art hervor. Das Postauto Mayen – Kempenich konnte längere Zeit wegen Hochschnee im Nettetal nicht fahren. Bald trat bittere Kälte ein; am 5. Dezember erreichte sie ihren Höhepunkt; das Thermometer zeigte morgens um 8 Uhr noch – 17 Grad an. Tauwetter verbunden mit starkem Regen brachte die ungeheueren Schneemassen zum schmelzen; gegen Ende des Jahres führten alle Bäche und Flüsse Hochwasser. Die Arbeiten zum Aufsuchen geeigneter Quellen im Daumenborn für den Bau einer Wasserleitung, die schon im verflossenen Jahr begannen, wurden im Herbst und Winter dieses Jahres durch die Arbeitslosen fortgesetzt.
1926
Dem Hochwasser zu Beginn des neuen Jahres folgte bald eine neue Winterperiode.
Durch die Verbreiterung der Nettetalstraße erhielten die Arbeitslosen neue Arbeitsgelegenheiten. Hierbei sollte auch ein großer Teil der vielen Kurven, die die Straße aufweist, beseitigt werden. Sehr schwierig gestalteten sich die Arbeiten an dem vorspringenden Felsen an der Riedener Mühle. Die zweite Winterperiode im Januar erreichte bald ihr Ende. Trotzdem dauerte es sehr lange bis der Frühling seine Herrschaft antreten konnte. Durch die vielen Niederschläge wurden die Feldarbeiten sehr verzögert. Am 7. und 9. Mai fiel noch Schnee, und in der Nacht vom 9. auf den 10 Mai hat es sogar stark gefroren. Dieser Frost vernichtete den größten Teil der Obsternte und zerstörte die jungen Triebe an Eichen und Eschen. Bis in den Juni standen die Waldbäume stellenweise unbelaubt da wie während des Winters. Dazu trat bald eine starke Raupenplage auf. Lange andauerndes Regenwetter störte die Schädlinge in ihrer Arbeit.
Bei dem Volksentscheid am 20. Juni über die Enteignung des Vermögens der früheren deutschen Fürsten wurden von 187 Wahlberechtigten 27 Stimmen abgegeben; 23 waren für Enteignung, 1 dagegen und 3 ungültig.
Im Juni des Jahres fand ein Knabe im Daumborn an einem Abhang auf dem Felde von Matthias Zimmer ein abgebrochenes Feuersteinmesser aus der Steinzeit.
Sehr reich war der Sommer an Gewittern, welche durch die zeitweilig auftretende drückende Hitze hervorgerufen wurden. So verursachte ein solches am 14 Juli einen wolkenbruchartigen Regen, der großen Schaden anrichtete. Der Spätsommer brachte große Hitze und Trockenheit, wodurch das Getreide gut eingebracht werden konnte.
Am 16. September verunglückte der Landwirt und Krämer Johann Müller von hier, in dem er von einem Wagen Grummet herabfiel, sich dabei einen Bruch der Wirbelsäule zuzog und an den Folgen derselben in der folgenden Nacht starb.
Mittelmäßig fiel die diesjährige Kartoffelernte aus; der Preis derselben stieg allmählich von 2,50 auf 3 Mark für den Zentner. Gering war auch die Obsternte.
Die Arbeiten an der Nettetalstraße wurden soweit gefördert, dass die Strecke vom Forsthaus Volkesfeld bis zur Falkenleymühle Ende des Jahres fertig gestellt war. Viele Steinhauer waren auf derselben beschäftigt. Bis zur 2. Hälfte des Monats Dezember herrschte mildes Wetter; erst dann traten Kälte und Schnee ein.
1927
Der diesjährige Winter war sehr unbeständig. Infolgedessen trat Anfang Februar die Grippe wieder epidemisch auf. Da die Arbeitslosigkeit anhielt verbesserten die Arbeitslosen dir Dorfstraßen und die Gemeindewege. Auch halfen sie bei der Anlegung eines Sportplatzes auf dem Wöllwert, der auf Antrag und mit Hilfe des neu gegründeten Handballklubs fertig gestellt wurde. Gegen Ende des Winters stiegen die Kartoffelpreise stark an; für den Zentner wurden teilweise 7,50 Mark bezahlt. Kühl und Nass war der größte Teil des Frühlings und des Sommers; selten traten einige warme Tage ein; nur mit großer Mühe konnte das Heu geerntet werden.
Im Laufe des Sommers wurde der Umbau der Nettetalstraße beendet. Viele Kraftfahrzeuge (Autos und Motorräder) benutzten sie als Zufahrt zu dem so genannten Nürburgring.
Am 29. Juni trat morgens nach Sonnenaufgang eine Sonnenfinsternis ein, wobei ein großer Teil der Sonne verfinstert war, und bei klarem Wetter sehr gut beobachtet werden konnte.
Das schlechte Wetter hielt mit kurzen Unterbrechungen auch den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst hinein an. Heu- und Getreideernte wurden dadurch stark behindert und verzögert. Der ertrag an Kartoffeln war sehr mäßig; stellenweise fand man auf den Feldern viel mehr faule als gesunde Knollen. Schöneres Wetter beschleunigte ihre Ernte. An Allerheiligen war es sogar so warm wie an warmen Spätsommertagen. Mitte Dezember trat der erste Schnee ein, und die Kinder huldigten den Sifen hinunter fleißig dem Rodelsport. Bittere Kälte, die sogar -14 bis – 17 Grad ausmachte folgte, bis in der Woche vor Weihnachten Tauwetter einsetzte. Nach den Feiertagen begann eine zweite Kälteperiode.
1928
Die Kälte zu Anfang des Jahres hielt nur kurze Zeit an; ihr folgte unbeständiges Wetter, das sogar einige sonnige Tage brachte. Das unbeständige Wetter dauerte bis in den Frühling hinein; dabei war es kalt, so dass das Wachstum der Pflanzen stark verzögert wurde. Erst die Osterwoche brachte Wärme. Maifröste richteten großen Schaden an. Stellenweise war das Eichenlaub restlos erfroren, und es dauerte bis in den Juni hinein, ehe der Wald sein grünes Kleid angelegt hatte. Die Heidelbeerernte war völlig vernichtet. Große Hitze im Juli brachte das Getreide schnell zur Reife. Günstiges Wetter im August förderte die Getreideernte, so dass sie schnell vonstatten ging. Dieser Monat brachte auch den für die Kartoffeln so notwendigen Regen.
Am 1. September des Jahres konnte Lehrer Metzdorf auf eine fünfundzwanzigjährige Tätigkeit als Lehrer an der hiesigen Schule zurückschauen. Die Gemeinde feierte diesen Tag durch einen Fackelzug und eine daran anschließende Festfeier im Saale der Wirtschaft Müller. Am folgenden Tag war ein Festgottesdienst in der Kapelle.
Die Trockenheit verbunden mit großer Wärme hielt auch im September an. In diesem Monat begann auch schon die Kartoffelernte. Der Ertrag war anfangs gering. Schlechtes Wetter verzögerte die Ernte. Inzwischen waren die noch nicht geernteten Knollen so stark gewachsen, dass die Menge sichtlich zunahm. Bald sank der Preis derselben, ja zuletzt entstand im ganzen Kartoffelhandel eine Absatzkrise, so dass die Landleute ihre Ware nicht verkaufen konnten. Günstige Ernte in anderen Gebieten Deutschlands und die Lieferung besserer Sorten und Lieferungen aus dem Ausland hatten diesen Preisverfall hervorgerufen. Im Dezember brach der Winter ein. Er brachte sehr viel Schnee und große Kälte. Tauwetter an den Weihnachtstagen unterbrach die Kälte. Im Laufe des Jahres wurden auch die Arbeiten am Sportplatz wieder aufgenommen.
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Die Chronik von 1929 - 1938 |
1929
Dieses Jahr begann mit großer Kälte diese steigerte sich in der Zeit vom 12.- bis 19. Februar bis auf
-20 Grad Celsius. In den umliegenden Orten wurden weit höhere Minusgrade erreicht, ein Zeichen dafür, dass Volkesfeld durch seine Berge sehr vor den kalten Winden geschützt ist.
Eine Erscheinung zeigte sich bei dieser Kälte, es bildete sich so genannter Polarschnee d.h., es schneite bei wolkenlosem Himmel.
Am 24. Februar setzte Tauwetter ein, dem eine neue Kälteperiode folgte. Diese ungewöhnlich lange Kälte hielt noch mehrere Wochen an. Frühling und Sommer brachten große Hitze. Die Ernte, ganz besonders die Kartoffeln waren nicht abzusetzen der Preis sank so tief, dass nicht einmal die Kosten hereinkamen u.a. dadurch bedingt, dass durch die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit in den Städten die Menschen nicht in der Lage waren sich im Herbst den Wintervorrat an Kartoffeln einzukellern.
Die Haselnüsse trugen diese Jahr so reichlich, wie lange nicht mehr. Täglich zogen die Erwachsene und Kinder mit Säcken in den Wald um diesen Segen einzuheimsen. Es wurden pro Familie bis zu 3 Zentner Haselnüsse eingebracht.
Ende November verließ die französische Besatzung die 2. Besatzungszone, zu auch Volkesfeld gehörte, so dass vom 1. Dezember ab diese frei war. Fast 11 Jahre lang hatte die Besetzung durch fremde Truppen, anfangs durch Amerikaner und später durch Franzosen, gedauert. Obwohl in der letzten Zeit sich nur eine Abteilung Gendarmen in Mayen befand, waren die Bewohner doch bis zum Abzug derselben an die einschränkenden Vorschriften der Besetzung gebunden.
1930
Im Gegensatz zu dem vorjährigen war diesjährige Winter sehr mild. Während in den früheren Jahren die Zahl der Arbeitslosen nach eintritt des Frühlings stark sank, blieb sie in diesem Jahr noch ziemlich hoch. Schlechte Wirtschaftslage und die stärkere Verwendung anderer Baustoffe statt des Tuffsteins hatten diesen Übelstand hervorgerufen; sogar in dem hiesigen Dorfe wurden ganze Häuser in den letzten Jahren aus Beton und Bimssandstein hergestellt, da die Verwendung dieser Baustoffe die Häuser stark verbilligte. In diesem Jahr gab es eine große Feldmausplage. Ganze Felder wurden durchwühlt und mit dem einbringen der Ernte gelangten diese schädlichen Nager in die Scheunen und Getreideschober. Gewaltige Regengüssen erzeugten im Herbst große Überschwemmungen. In der 1. Hälfte des Dezembers trat die erste Kälteperiode ein, die in der zweiten Hälfte durch vielen Regen und Schnee unterbrochen wurde.
1931
Die erste Hälfte des Januar brachte eine 2. Kälteperiode mit Temperaturen bis – 12 Grad morgens. Im Februar trat für längere Zeit groß Kälte und Hochschnee ein. Wie vor zwei Jahren blieb die Natur stark im Wachstum zurück.
Am 13 Juli entstand ein Waldbrand auf dem Wöllwert, der, da er frühzeitig bemerkt wurde, bald gelöscht war. Zwei kleine Jungen von 5 und 6 Jahren hatten dort ein Feuer angezündet.
Im Mai des Jahres begannen die Vorarbeiten für die Wasserleitung, nachdem im verflossenen Winter in einer Versammlung der Einwohner der Bau beschlossen wurde.
Die Getreideernte insgesamt ergab nur einen mäßigen Ertrag. Sehr reichlich fielen die Obst und Kartoffelernte aus.
Die wirtschaftliche Lage verschlimmerte sich immer mehr in diesem Jahre. Die Zahl der Arbeitslosen stieg immer weiter. Nur wenige Steinhauer des Dorfes hatten noch eine Beschäftigung. Aus den umliegenden größeren Orten ergossen sich Scharen von Arbeitslosen auf das Land und suchten durch Bettel und Hausieren ihr Einkommen zu erhöhen.
Im November begann man mit der Erweiterung des Sportplatzes auf dem Wöllwert.
Hierbei stieß man in geringer Tiefe auf germanisch- römische Topfscherben und gut erhaltene Töpfe, die zerstreut im Gelände lagen. Auch wurde hierbei eine im Felsen eingegrabene Grube von 50cm Tiefe und 48 cm Weite freigelegt, so dass die Vermutung besteht, dass es sich dort ein Grab befunden hätte. Die Grube enthielt nur einige Scherben.
1932
Im Januar fand man auf dem Wöllwert eine römische Bronzemünze. Ihre eine Seite zeigte den Kopf einer Kaiserin mit den noch gut erhaltenen Buchstaben D I V A F A U, die andere das Bildnis eines Gottes mit den beiden Buchstaben S C Bald darauf wurde eine zweite größere Münze gefunden, vermutlich von dem römischen Kaiser Dominian; folgende Buchstaben deuten darauf hin,….
M I T. A U C G E R M.
Am 19. Juni fand die feierliche Einweihung des vergrößerten Sportplatzes auf dem Wöllwert statt.
1933
Zu Anfang des Jahres herrschte mildes Wetter; erst die 2. Hälfte des Januar brachte größere andauernde Kälte bis – 14 Grad C. Die Kältewelle rief eine große Grippeepidemie hervor. Der Sommer war heiß und trocken. Im Juli zeigte das Thermometer im geschützten Schulsaale + 24- und im Außenbereich +35 Grad im Schatten an. Fleißig wurde von der Dorfbevölkerung die geschaffene Schwimm- gelegenheit im Nettetal benutzt. Besitzer der Anstalt ist der Turnverein.
Am 30. Januar ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler, den Führer der NSDAP, zum Reichskanzler.
Am 24. Juni fand in Kirchesch auf dem Sportplatz gemäß dem Erlass des Herrn Reichsinnenministers Dr. Frick „ Um die Zeit der Sonnenwende sollen in allen deutschen Gauen in volkstümlichem Rahmen Wettkämpfe feierlich begangen werden“ die vorgesehenen Kämpfe statt. An denselben sämtliche Schüler der Jahrgänge 1919/20 aus den Schulen der Umgebung Teil Die hiesige Schule stand mit ihren Leistungen an 2. Stelle.
Abgeschlossen wurde das Fest der Jugend abends durch Abbrennen des Sonnwendfeuers, das in jeder Gemeinde gesondert geschah. Um 9 Uhr versammelten sich die Schulkinder und die Ortsvereine auf dem Hindenburg – Hitlerplatz und marschierten geschlossen unter den Klängen der Musikkapelle zum Riedhell. Abwechselnd wurden Gedichte vorgetragen und vaterländische Lieder gesungen. Lehrer Krieg gab anschließend in einer Ansprache die geschichtliche Erklärung des Brauchs. Anschließend an die Ansprache, die mit einem deutschen „Sieg Heil!“ auf unseren allverehrten Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg, den Volkskanzler, Herrn Hitler, auf das gesamte deutsche Volk und Vaterland endete, wurde unter Abbrennen des Feuers das Deutschlandlied gesungen. Am Schluss trug der Gesangverein ein Lied vor.
1934
Der vergangene Winter war streng mit viel Schnee. Fast ununterbrochen lag er von Ende November bis in den März stellenweise durch Schneeverwehungen mehrere Meter hoch.
Die wirtschaftliche Lage ist noch immer schlecht, da die Tuffsteinindustrie ganz daniederliegt. Es ist kein Steinmetz mehr beschäftigt. Im Mai des Jahres konnte dank der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Regierung A. Hitler in an der Arfter Straße mit Notstandsarbeiten (neue Straße!) 10 Arbeitslose aus dem Ort beschäftigt werden. Die Ernte des Jahres war insgesamt mittelmäßig. Die von der Regierung festgesetzten Preisrichtlinien betrugen für Roggen 8,10 RM, Weizen 10,10 RM und für Kartoffel 3,- RM je Zentner.
Am Geburtstage unseres Reichskanzlers Adolf Hitler, den 20.4.1934, wurde in beiden Klassen eine Feier veranstaltet, in welcher der Werdegang und die Verdienste unseres Führers um Deutschlands Erneuerung die rechte Würdigung fanden.
Anlässlich des Nationalfeiertages am 1. Mai fanden auch in unserem Dorf kleinere Veranstaltungen statt, an denen die Schule hervorragenden Anteil hatte. Am Vorabend des 1. Mai wurde durch die örtliche SA, HJ und die Schule feierlich eingeholt und auf dem Adolf-Hitler-Platz aufgestellt.
Am Feiertag selbst war der Festzug um 3 Uhr nachmittags im Oberdorf angetreten. Angeführt wurde er von Reiter- und Fahnengruppen. Es folgte der „Wagen der Steinmetze“, die deutsche Arbeitsfront, eine Musikkapelle, der „Wagen des Nährstandes“, und der Bauernstand, H.J. und Schule mit ihren Wimpeln und die Vereine. Wenn der Zug auch nicht so groß war, so bot er doch ein imposantes Bild. Durch die reich geschmückten und beflaggten Häuserreihen bewegte er sich bis zur Kirche und zurück zum Festplatz, wo eine Feierstunde die Dorfgenossen vereinigte. Nach dem zunächst der Toten des Weltkriegs und der nationalsozialistischen Bewegung gedacht worden war, brachte die Schule zum Tage passende Lieder und Gedichte zu Gehör. Eine kurze Ansprache des Lehrers leitete zur Übertragung der Rede des Führers Adolf Hitler vom Tempelhofer Feld in Berlin über. Ein gemütliches Tanzkränzchen bildete den Abschluss des Tages. Das sportliche „Fest der Jugend“ fand am 23.Juni in Rieden statt. Abends versammelte sich die Schul- und Hitlerjugend zur Sonnwendfeier auf dem Riedhell abgehalten wurde. Die Gedichte, Sprechchöre, Feuersprüche und mehrstimmige Lieder fanden volle Anerkennung bei den zahlreichen Zuhörern. Mit dem Lied „Flamme Empor“ flammte der Holzstoß auf. Die Ansprache des Lehrers endete mit einem begeistert aufgenommenen „Sieg Heil“ auf unser Vaterland und unseren Führer Adolf Hitler.
1935
Durch das Arbeitsbeschaffungsprogramm
Adolf Hitlers sind nunmehr 22 arbeitslose Volksgenossen von hier zu Arbeit und Brot gekommen da auf dem Wöllwert ca. 12 Morgen Niederwald ausgerodet und urbar gemacht werden. Im Mayener Hinterwald sind verschiedene Sraßenbauprojekte geplant. Auch dort sollen die übrigen Erwerbslosen Beschäftigung finden. Fünf von ihnen werden an der Straße Nitz – St. Johann untergebracht.
Die Rodungsarbeiten auf dem Wöllwert sind soweit fortgeschritten, dass die Verpachtung erfolgen konnte. Das in 9 Parzellen aufgeteilte Land ergab einen gesamt Pachtpreis von 169,- RM. Der Pachtvertrag kann beiderseitig nach 3, 6 oder 9 Jahren gekündigt werden. Nach der Kirmes erhielten 10 Steinmetze von hier voraussichtlich für längere Zeit Beschäftigung am Neubau des Luftfahrtministerums in Berlin.
In der Frühe des 15.1.1935 hatten sich die Schüler und Eltern zum Gemeinschaftsempfang in der Klasse versammelt, um das Ergebnis der Saarabstimmung zu hören. Schon nach Bekanntgabe der Teilergebnisse erklang spontan das Saarlied“ „Deutsch ist die Saar….“. Mit tiefer Ergriffenheit lauschten die Versammelten nun den Worten des Gauleiters Bürkel, des Führers Adolf Hitler und des Reichspropagandaministers Dr. Josef Göbbels. Nach Beendigung der Übertragung fand eine kurze Schulfeier statt, die mit einem begeisterten „Sieg Heil“ auf Deutschland, das deutsche Saarvolk und unseren Führer Adolf Hitler endete. Danach war Schulfrei.
1.3.1935: Der Tag der Rückgabe des Saargebiets und der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die Reichsregierung war auch in unserem Dorf von erhebenden Feiern umrahmt. Um 9 Uhr versammelten sich die Kinder im Schulsaal, wo in einer kurzen eindrucksvollen Feier die Bedeutung des Tages gewürdigt wurde. Um 10 Uhr erfolgte die Flaggenhissung. Der Abend vereinte die Dorfgemeinschaft zu einem Fackelzuge und einer kurzen Schlussfeier.
Die Feier zum 1. Mai vollzog sich in einem würdigen Rahmen. Nachdem am Abend bei fast winterlicher Witterung der Maibaum in üblicher Weise eingeholt und aufgestellt worden war, versammelten sich die Angehörigen der verschiedenen N.S-Organisationen am „Tage der Arbeit“ im Oberdorf zum Festzug durch das reich geschmückte Dorf. Reiter-, Fahnen- und Trachtengruppen wechselten in bunter Folge. Auf dem Adolf-Hitler-Platz endigte der Umzug in einer kleinen Feier, in der der Blockleiter das Wort ergriff. Anschließend hörten alle Teilnehmer die Übertragung vom Tempelhofer Feld. Nach Beendigung derselben sang die Menge nationale Hymnen. Der Abend vereinte die Dorfgenossen bei Tanz und Gesang zu einer wahren Gemeinschaft.
1936
Heute, am 7.Januar, verzog der Landwirt Ferdinand Degner von hier nach Domatschine, Kreis Öls (Schlesien), um dort eine Siedlerstelle anzutreten. Er ist der erste Bauer aus Volkesfeld, der durch die Siedlungspolitik Adolf Hitlers den heimatlichen Boden verlässt, um sich eine neue Existenz zu schaffen. Der Verkauf seiner hiesigen Besitzungen brachte sehr gute Erlöse. Für den Morgen Land zahlte man durchschnittlich 1.000,- RM.
Am 30. Januar dem Erinnerungstage der Machtergreifung durch Adolf Hitler versammelten sich die Schüler zu einer Gedenkfeier im großen Schulsaal. Danach war unterrichtsfrei.
In der denkwürdigen Reichstagssitzung vom 7. März 1936 verkündete der Führer Adolf Hitler dem deutschen Volke, dass er mit diesem Tage die volle Souveränität über das gesamte deutsche Hoheitsgebiet wiederhergestellt habe.
Unter dem ungeheueren Jubel der rheinischen Bevölkerung zogen um die Mittagsstunde deutsche Soldaten über den Rhein in ihre Friedensgarnisonen. Gleich nach Bekannt werden dieser neuen Großtat des Führers legte das Dorf Flaggenschmuck an. Der Rundfunk wiederholte die Reichstagssitzung am Abend. Viele Dorfgenossen nahmen am Gemeinschaftsempfang in der Schule teil.
Der Führer ließ sich seinen Schritt vom 7. März 1936 vom deutschen Volke in einer Wahl bestätigen, die am 29. März stattfand. Volkesfeld tat seine Pflicht. Von 217 Wahlberechtigten fehlte keiner an der Wahlurne, und alle stimmten mit „JA“. Sogar die beinahe 95 jährige Anna Maria Schüller war mit dabei und stimmte ab.
Von einem Unwetter, wie es lange nicht mehr zu verzeichnen war, wurde die hiesige Gegend am 17. und 18. April heimgesucht. 30 Stunden wütete ein heftiger Sturm, der von sehr starkem Schneefall begleitet war. Der Schnee fiel in solchen Mengen, dass durch die Verwehungen Schneehöhen stellenweise 2 bis 3 Meter und mehr erreicht wurden und der ganze Verkehr lahm gelegt wurde.
In der Steinindustrie ist die Beschäftigungslage immer noch schlecht, obwohl eine Anzahl von Steinmetzen in ganz Deutschland Beschäftigung fanden.
Der „Tag der nationalen Arbeit“ verlief in würdiger Weise.
1937
Schon früh in diesem Jahre setzte die Nachfrage nach Steinmetzen ein, so dass die meisten von ihnen Arbeit fanden. Die übrigen Arbeiter fanden bei Notstandsarbeiten Beschäftigung. Es gibt nur noch wenige Erwerbslose.
1938
Ein tragischer Unglücksfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich auf dem „Hölzchen“. Der 10jährige Willi Schäfer war mit dem Anspannen einer Fahr-Kuh beschäftigt. Dabei erhielt er einen so kräftigen Stoß von der Kuh, dass er gegen eine Telegrafenstange geschleudert wurde. Er fiel so unglücklich, dass er sich das Genick brach. Er wurde in ein in der Nähe gelegenes Haus getragen, wo er nach wenigen Minuten verschied. Die Beerdigung des aufgeweckten und immer fröhlichen und hilfsbereiten Jungen fand unter großer Anteilnahme der Schule und der Dorfbewohner statt.
Die unter „Sitten und Gebräuche“ geschilderten Sitten fanden auch hier trotz strenger Kälte und Schneetreiben statt.
Siehe unter“ Sitten und Gebräuche“ im Anhang1.
Die diesjährige Getreideernte lag weit über dem Durchschnitt auch die Kartoffelernte war äußerst befriedigend. Menge und Güte ließen nichts zu wünschen übrig. Die Obsternte fiel dagegen gänzlich aus. Regenwetter und Frost hatten die Blüten vernichtet.
Am 31. März machte die Oberstufe einen Ausflug. Ein Autobus brachte uns bei herrlichem Wetter nach Neuwied und Andernach. In Neuwied besichtigten wir die Rheinbrücke und den Deichbau. Vom Kranenberg hatten wir einen herrlichen Ausblick auf das alte Andernach und die Insel Hammerstein. Dann hatten wir das seltene Glück, unseren Führer Adolf Hitler auf seiner Eisenbahn-Durchfahrt nach Frankfurt zujubeln zu können. In einer Entfernung von 15 Metern zeigte sich der Führer grüßend am Fenster. Unsere Freude wurde noch dadurch erhöht, dass die Andernacher Schulen auf der „falschen“ Seite Aufstellung genommen und deshalb vergeblich nach dem Führer Ausschau gehalten hatten. |
Die Chronik von 1939 - 1945 |
1939
Die diesjährige Ernte war in allen Bereichen sehr zufrieden stellend.
Am 1. September brach der 2. Weltkrieg aus.
Bei Ausbruch des Polenfeldzuges am 1. September war auf Anordnung der Reichs-regierung bis auf weiteres schulfrei.
Die auf dem „Äppelberg“ eingerichtete Flugwache zur Meldung von feindlichen Flugzeugen wurde schon vor dem Ausbruch des Krieges von 17 Soldaten (meist Volkesfelder) besetzt. Ihr Führer ist der Gemeindebürgermeister Johann Theisen. Die Gemeinde wird nun vom 1. Beigeordneten Peter Buhr vertreten. Im Laufe des Jahres traf die 5. Kompanie des I.R. 31 hier zur Einquartierung ein. 160 Soldaten konnten in Betten untergebracht werden. Die Flugwache auf dem „Äppelberg“ wurde aufgehoben und die Soldaten wurden nach Bitburg versetzt. Unteroffizier Theisen wurde entlassen erkehrte nach Hause zurück. Er war schon Weltkriegsteilnehmer und bereits 55 Jahre alt. Es kamen später noch mehrmals Quartiermacher, eine Einquartierung blieb jedoch aus.
1940
Am Morgen des 9.5.40 staunten wir über die rege Tätigkeit in der Luft. Geschwader auf Geschwader überfliegt Volkesfeld. Gewaltig ertönt das Gebrumm der Motoren, sie übertönten trotz geschlossener Fenster unser Sprechen. Es muss „etwas los“ sein, meinen wir. Schade, die Schule hat keinen Radioapparat! Als wir vom Sportplatz zur Riedener Mühle kommen, hörten wir, was „los sei“: Deutsche Truppen sind in Holland, Belgien und Luxemburg eingerückt. Jetzt können wir uns den starken Flugverkehr erklären. Endlich geht es also gegen den Erzfeind.
In der Nacht zum 16.Mai erfolgte der erste feindliche Fliegerangriff auf Mayen. Die Bomben detonierten in der Nähe des Bahnhofs Mayen – Ost und an der Bahnstrecke Mayen – Gerolstein richteten aber keinen nennenswerten Schaden an. Jeden Tag dröhnen weiterhin die Staffeln der Luftwaffe über uns hinweg. Die einen fliegen niedrig nach Westen, es sind JU 52, Transportflugzeuge, die auf dem nahen Flugplatz Niedermendig oder Auf dem Flugplatz Wahn bei Köln mit Bomben oder Benzin beladen wurden, die sie zur Front bringen, Andere kehren in großer Höhe zum Flugplatz Mendig zurück. Bisweilen, besonders in den ersten Tagen, zeigten die Maschinen Beschädigungen an Tragflächen, Rumpf und Leitwerken. Anscheinend hatte sie feindliche Flak erwischt.
Die Bevölkerung sieht der Entwicklung des Krieges ruhig und gefasst entgegen. Sie ist außerordentlich zuversichtlich, gibt immer wieder ihre Befriedigung darüber zum Ausdruck, dass endlich England und Frankreich die Strafe für den leichtfertig heraufbeschworenen Krieg gegen uns erhalten haben. Mit Stolz und Freude werden die Schilderungen über den raschen Vormarsch aufgenommen. So hätte es niemand erwartet! Hell leuchten die Augen der Weltkriegsteilnehmer auf, wenn Altvertraute Namen aus dem Weltkrieg aus dem Rundfunk schallen! Da werden Erinnerungen wach und ausgetauscht. Ob nicht der Sohn heute dort kämpft, wo der Vater einst gestanden!
Am 21. 5. 1940 ging mit Windeseile die Nachricht durch das Dorf vom Heldentode des ersten des aus Volkesfeld Einberufenen. Es handelt sich um den Infanteristen Hubert Müller, Sohn von Josef. Er war 25 Jahre alt, diente bei Ausbruch des Krieges aktiv im 2. Jahre, sollte also im Herbst 1939 entlassen werden. Er fiel am Pfingstmontag am 12.5.40 bei Spichern.
Josef Wagner, 24 Jahre alt und Felix Zimmer wurden verwundet.
Ein weiteres Opfer ist zu beklagen am 5. Juni 1940 fiel in Frankreich Unteroffizier Wilhelm Theisen, Sohn des Gemeindebürgermeisters, für Führer, Volk und Reich. Ehre ihrem Andenken! Volkesfeld trauert mit den hart getroffenen Eltern um zwei seiner gefallenen Söhne.
Das solche Opfer nicht umsonst gebracht wurden, ist Aufgabe späterer Geschlechter wie aber auch des jetzigen, dass um größeren Lebensraum ringt. Seit dem 22.5. hört die Fliegertätigkeit fast völlig auf.
Die Sommermonate von Juli ab und der Herbst verliefen ruhig. Es wurde eine gute Ernte eingebracht. Französische Kriegsgefangene halfen dabei. Es macht sich ein Mangel an Schuhwerk bemerkbar dem bis zum Winter abgeholfen werden muss. In klaren Nächten hört man englische Flugzeuge die weiter nach Deutschland Hineinfliegen. Aber Fliegeralarm kommt hier nicht, und niemand sucht einen Luftschutzraum auf. Als der Krieg anfing, rechnete man sehr damit, dass der Feind Brandbomben zur Vernichtung der Ernte abwerfen würde. Das konnte jedoch nirgendwo beobachtet werden. Ein Sieg über England scheint der Bevölkerung gewiss.
Notiz aus dem Nationalblatt vom 8.11.1940:
Volkesfeld.
(Gruß aus dem Feld) Die Heimat grüßt aus dem Feld der Flieger Jakob Müller.
Er ist unseren Lesern als Ortsvertreter unserer Zeitung bekannt.
Am 31. Dezember während der Schulferien ereignete sich ein großes Unglück. Ewald Schüller, ein Junge des 8. Schuljahres, der sich schon auf seine Schulentlassung zu Ostern 1941 gefreut hatte, nahm im Garten an ihrem Haus Kohlrabi aus der Grube. Nebenan ragte eine Sandwand hoch. Plötzlich geriet diese ins Rutschen , Blöcke von Erde fielen auf Ewald, der hinfiel und von Männern, darunter einen französischen Gefangenen, hervorgezogen wurde. Sein Rückgrad war gebrochen. Der Pastor gab ihm noch die letzte Ölung. Er starb eine Stunde nach dem Unfall. Das der Junge gerade an dieser Stelle stand ist wohl eine höhere Fügung gewesen.
1941
Balkanfeldzug! Einige Volkesfelder, Josef Schüller, Edmund Müller, Heinrich Schüller, nahmen daran teil. In Griechenland verunglückte Heinrich Schüller: Ein Munitionswagen überfuhr ihn. Unteroffizier Werner Hackenbruch erhielt vor längerer Zeit das E.K.II. Er hat am Feldzug in Norwegen teilgenommen, und steht in Finnland (Front gegen Russland).
Russlandfeldzug! Alfons Müller, Felix Buhr, Alois Zimmer, Josef Klein, Ernst Zimmer, Felix Zimmer, Alois Hackenbruch, Johann Hackenbruch, Johann Hilger, Gerhard Hilger, Peter Merten, Michel Schäfer, Josef Schäfer stehen im Osten, viele davon wohl im Kampf gegen den Bolschewismus, gegen die Sowjetunion.
Afrikafeldzug! Klemens Schlich schrieb aus Tripolis.
Jetzt, im Juli merken wir selbst wenig von der Tätigkeit der feindlichen Flieger, während Köln sehr darunter zu leiden hat.
Unser Luftschutzraum, der Keller, steht schon länger bereit, weil es ja vorkommen könnte, dass während der Unterrichtszeit feindliche Flieger erscheinen und Bomben werfen würden.
1942
Heinrich Gilgenbach, geb. am 27.11.1913 ist am 10.3.1942 bei schweren kämpfen gegen Sowjet-Russland gefallen.
Ehre seinem Andenken!
Am 18.6. 1942 erhielt Matthias Schlich die Nachricht, dass sein Sohn Ferdinand Schlich seit dem 27.5. in Nordafrika vermisst ist. Am 18.8. schrieb Ferdinand Schlich aus englischer Gefangenschaft.
Clemens Schlich fiel im Alter von 30 Jahren am 22. Juli in Afrika.
Ehre seinem Andenken
Herbert Dahm wurde an der Ostfront verwundet, ebenso Alfons Klein geb. 25.5.1921am 12. 9. 1942 bei den schweren Kämpfen im Dongebiet. Josef Klein, geb. 25.5.1921 erhält am 20.8.42 für Tapferkeit vor dem Feinde das E.K. II. Kl. Josef Schüller, geb. 20.10.1914 wurde bei den Kämpfen um Kiew verwundet. Er wurde mit dem E.K. II ausgezeichnet.
Als sechster Soldat aus unserer Gemeinde starb am 16.9.42 Josef Schäfer den Heldentod.
Ehre seinem Andenken!
1943
Ferdinand Schlich, der am 27.5.42 in Nordafrika in englische Gefangenschaft geriet, ist seinem Schreiben gemäß z. Zt. in Kanada. Seit dem 4.12.42 ist der Gefr. Michael Schäfer geb. am 27.12.1909 an der Ostfront vermisst.
1944
Am 26.8.44 wurde Alois Buhr in Frankreich schwer verwundet, am 26..3.44 ebenso Hermann Degen an der Ostfront.
Am 10.12.1944 fielen die ersten Bomben auf Volkesfeld. An diesem Sonntagmorgen als, als die Volkesfelder aus dem Amte von Rieden kamen, hörte man von Norden her wie üblich Flugzeigmotorengeräusch. Die feindlichen Flugzeuge waren wegen einer Tiefhängenden Wolkendecke nicht sichtbar. Sie erreichten in geringer Höhe unseren Ort mit Flugrichtung nach Südost. Plötzlich vernahmen die Kirchgänger ein unheimliches Rauschen und schon krachten die ersten Bomben. Sie schlugen ein über dem Rithell und 20 Meter neben den Langerweg. Drei Bomben fielen in den Ort und eine am nördlichen Dorfrand oberhalb der Kirche. Zwei Bomben trafen die Schule, in der eine Luxemburgische Familie, eine Frau mit drei Kindern, wohnte. Das ganze Treppenheus fiel wie eine Streichholzschachtel in sich zusammen. Sämtliche Fenster und Türen flogen heraus; das ganze Schulgebäude wurde zerstört. Die Familie überlebte und konnte aus den Trümmern geborgen werden. Nur ein Kind hatte leichte Verbrennungen. Es wurde festgestellt, dass mehr als 80 Brandbomben zusätzlich über unserem Ort abgeworfen wurden die fast alle entlang des Langerweges einschlugen. Sie richteten keinen großen Schaden an.
Am selben Tag wurde damit begonnen einen Bunker anzulegen. In kurzer Zeit wurden zwei große Bunker, einer bei Peter Schüller im alten Graben und ein zweiter bei der Kapelle in den Sandberg eingehauen die teilweise eine Decke zwischen 10 und 12 Metern hatte. Alle Dorfbewohner jung und alt beteiligten sich an den Bauarbeiten. Da die amerikanischen Jagdbomber (Jabo´s) weiter täglich ihre Angriffe flogen, gingen die Leute früh morgens ab 10 Uhr in die Bunker, die ca. 300 Menschen aufnehmen konnten.
1945
Am 12. Februar 1945 schlug eine weitere Bombe in der Nähe des Sauerbrunnens ein und riss ein gewaltiges Loch. Zwei Wochen später schlugen zwei Bomben am Fuße des Rithells in der Nähe der Kaulstraße ein, und verursachten großen Schaden an den in der Nähe gelegenen Häusern und Weiteren Schaden bis in die Dorfmitte hin. Die letzte Bombe schlug am 22.2.45 unmittelbar über dem angelegten Bunker am alten Graben ein, jedoch ohne weiteren Schaden anzurichten. Die Luftangriffe haben auch unser kleines Dörfchen nicht verschont, doch Gott sei Dank ohne Menschenverluste.
Die Bevölkerung war in ständiger Aufregung und konnte ihre Feldarbeiten nicht mehr verrichten.
Anfang März war der Krieg hier zu Ende.
Am 10.3.1945 marschierten amerikanische Truppen in unseren Ort ein, morgens um 10 Uhr fuhren ihnen die ersten Panzer voraus. 30 weitere schwere Panzer kamen von Weibern her. In wenigen Minuten war unser ort voller Amerikaner. Die Einheit wurde im Ort einquartiert. Bis zu 18 Soldaten lagen in den kleinen Häusern. Die Häuser mussten ganz geräumt werden und zwar von Hausnummer 1, 2, 3, 4, 52, 53, 57, 59, 70, und 73 bis 77. Strenge Anweisungen wurden gegeben. Ab 18 Uhr durfte sich niemand mehr auf der Straße sehen lassen. Bestrafungen sind nicht vorgekommen. Die im Ort weilenden deutschen Soldaten wurden gefangen genommen. Infolge der Bombenangriffe wurde die elektrische Lichtleitung zerstört. Bis in den Mai hatten wir kein Licht. Es waren ca. 600 amerikanische Soldaten hier. Dazu kamen noch 130 Menschen, die hier evakuiert waren.
Der Kampf ging weiter. Die amerikanischen Truppen waren bald über den Rhein. Unsere Wehrmacht leistete zwar noch überall Widerstand, aber der Vormarsch des Feindes konnte nicht mehr aufgehalten werden. Am 8. Mai 1945 war der letzte deutsche Widerstand gebrochen.
Der Krieg war beendet!
Jeder Postverkehr war gesperrt. Die gefangenen deutschen Soldaten hier im Ort sorgten sich um ihre Angehörigen, die meist in den Kriegsgebieten wohnten. Die Zivilisten bangten um das Leben ihrer Soldaten.
Von unseren Kriegsgefangenen Soldaten trafen im Oktober die ersten Nachrichten ein, teils durch Kameraden, die schon entlassen wurden, teils durch Briefe, die von einem Ort zum anderen privat befördert wurden. Die ersten Entlassenen waren meist Landwirte. Wie kamen sie an! Es waren meist nur noch jämmerliche Gestalten, zerlumpt, zerrissen halb verhungert kamen sie hier an. Viele Kriegsgefangene sind in den Lagern verhungert!
Am 19.9.1945 traf die Nachricht ein, dass Klemens Müller am 22.1.45 gefallen ist. Ehre seinem Andenken!
Am heiligen Abend kam unerwartet der seit 16 Monaten für Vermisst erklärte Werner Theisen, und am 23. 12 45 Klemens Schüller, dessen Mutter bereits die Todesnachricht amtlich erhalten hatte, aus der Gefangenschaft zurück |
Die Chronik von 1946 - 1948 |
1946
Am 26. Januar wurde auf Befehl der Militärbehörde in der französischen Zone, zu der wir gehören, eine Volkszählung durchgeführt. Ergebnis für Volkesfeld:
Männliche Personen: 155
Weibliche Personen: 197
______
Gesamt: 352 Einwohner.
1.5.46. Die Armut wächst. Schuhe und Kleidung, Brot, Milch, Fett und alle notwendigen Nahrungsmittel werden sehr rar. Aus den Gesichtern der zahlreichen hier hausenden Städter schaut der Hunger. Was bringen sie nicht alles zum Eintauschen! Wie bald wird ihre gerettete Habe vertauscht sein. Und dann? Zu allem Unglück hat es seit Monaten nicht mehr geregnet. Die Erde lechzt nach Regen. Das Winterfutter ist verbraucht. Nichts wächst. Die Bauern füttern die Ausgeeggten Wurzeln, die sie waschen und dem Vieh geben. Die Kühe geben deshalb wenig Milch. Die Not steigt. Mit den ausgeteilten Brotrationen kommen die Familien meist nicht aus deshalb sind die Kartoffelrationen früher als sonst erschöpft. Die Zukunft sieht düster aus.
14. 5.46. Heute fiel der erste Regen und alle Menschen atmen auf.
15.8.46. Die Not verleitet viele Menschen zum Diebstahl. Einem Bauern wurden auf seinem Feld die Ähren von 7 Kasten abgeschnitten und die Kasten wieder zugedeckt. Die Ölsamen wurde auf vielen Feldern „ausgeklopft“. Einzelne Bauern schliefen in Decken gehüllt in den letzten Nächten vor dem Einfahren der Ernte auf den Feldern. Die gestohlenen Lebensmittel landeten vielfach in den Händen von Schwarzhändlern, die nicht arbeiten und davon gut leben. Es sind meist junge Burschen, die die Zigaretten für 7 M kaufen und selbst rauchen. Heute wurde mir von einer Bäuerin erzählt, dass ein Mann aus dem Ort ihr 100 M geboten habe für 1 Pfund Butter, er würde es weiter verkaufen für 180 Mark an „Herrschaften“ aus der Stadt. Die Versuchung war groß, da ihr Mann in der ganzen Woche nur 45 Mark verdiente. Das „Geschäft“ kam nicht zu stande. Alle Achtung!!!
1.9.46. Heute begann das neue Schuljahr. Die Schule wird von 71 Kindern besucht. Der „Schulsaal“ ist neu angestrichen worden, die durch die Bombenschäden entstandenen Mauerrisse zugeschmiert. Licht- und Raumverhältnisse erschweren den Unterricht. Wenn ich aber als Lehrer an die völlig zerbombten Stadtschulen denke, deren Lehrpersonen unter weit schwierigeren Verhältnissen unterrichten Müssen, werde ich wieder zufrieden. Die Kinder sind willig und die meisten Eltern sind meine Schulfreunde, das ist immer noch die Hauptsache.
15.9.46 Gemeindewahlen:
Für die CDU wurden 198 Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung betrug 92 %.
Stimmberechtigte 224, abgegebene Stimmen208, ungültige Stimmen 10.
15.12.46 In der Schule frieren wir. Genügend Brennstoff ist da, aber der Ofen ist zu klein. Das Amt Niedermendig verspricht uns seit Monaten einen Größeren zu besorgen, kann aber anscheinend nicht Wort halten.
31.12.46.
Ein Notjahr sondergleichen geht zu Ende.
In den Städten fehlt es an Allem. Die Gehalts- und Lohnempfänger auf dem Lande sind zwar auch nicht auf Rosen gebettet, aber ihr Leid ist gegen das der oft in Kellern und Höhlen hausenden Städter nichts. Nur mit „Stalldevisen“ kann man noch alle Mangelware erhalten!
So wie in guten alten Zeiten die Pfennige, so werden heute die Holzscheite in der Hand umgedreht, ehe man sie verheizt. Auf die ausgeteilten Lebensmittelkarten werden nur wenige Lebensmittel aufgerufen. Ist der Aufruf da, wird er oft wieder abgeblasen, weil die Vorräte ausgegangen sind. Nährende Mütter ohne ein Gramm Fett sind keine Seltenheit. Die hamsternden Städter kommen einem vor wie wandelnde Leichen, hohlwangig, schwarzumränderte tief liegende Augen, klapperdürre Gestalten, die müde dahin schleichen. Sie sind kaum in der Lage ihre „Lasten“ zu tragen.
Auch die Not der Bauern wächst. Durch ständig größeren Druck werden sie an ihre Abgabepflicht erinnert. Keines ihrer Produkte ist mehr abgabefrei. Dies brauchen sie aber unbedingt zum Tauschen wenn sie notwendige Betriebsartikel „kaufen“ wollen. Wenn jeden Monat soviel Kühe abgegeben werden müssen wie in diesem Jahr, dann werden wir bald eine Kuh als Wundertier bestaunen wegen ihrer Seltenheit. Die Ernteerträge gehen sichtbar zurück wegen Mangel an Kunstdünger. Die Scholle ist zu mager geworden, noch so großer Fleiß hilft nichts. Auch die Steuern wachsen! Die Kleider- Schuh- und alle Wirtschaftvorräte sind aufgebraucht. Die Zuteilungen sind so gering, dass es bis 1969 dauern würde, ehe jeder Empfangsberechtigte auch nur ein Hemd auf Bezugschein erhalten hätte von allen Anderen ganz zu schweigen. Die Schmiede wurde geschlossen wegen Mangel an Kohlen, Hufnägeln- und Eisen. Die übrigen Handwerker basteln wegen Materialmangel auch nur noch so dahin. Unsere Holzzuteilungen liegen noch im Walde, keine Pferde, keine Sägen und Wagen.
Gott sei Dank hat es noch keinen kalten Winter gegeben. Nur an ganz wenigen Tagen war es 15 bis 18 Grad kalt.
Schmutzige Straßen!
Keine Wasserleitung!
Kein Schulhaus!
Das sind die zusätzlichen Sorgen der Volkesfelder. Kein Hoffnungsschimmer, dass die Lage auch irgendwie gebessert werden könnte! Manchmal hat der Schreiber den Eindruck, als wenn sich alle in ihr Schicksal ergeben würden, als wenn die Menschen keine Energie mehr hätten sich gegen diese Missstände aufzubäumen. Ein gefährlicher Zustand für ein Dorf! Es fehlt ein ortsansässiger Mann, der die Volkesfelder aus ihrem Dornröschenschlaf weckte, der sie wieder begeisterte und emporriss zur idealistischen Gemeinschaftsarbeit, zur Nachbarschaftshilfe. Denn mit allgemein gutem Willen ließe sich noch viel, sehr viel zum allgemeinen Nutzen erreichen. Die einzige Rettung für die jetzige Zeit ist die christliche Tatliebe. Es gibt keinen anderen Weg, die Verelendeten vor dem Äußersten zu bewahren, die Menschen zu gewinnen, die Völker zu versöhnen, die Welt in Christus zu erneuern.
1868 – 1946 !!!
78 Jahre wechselvolle Geschichte haben die Chronisten in diesem Buch festgehalten. Eine kurze Zeit für das Leben einer Nation und doch so inhaltsreich. Und Heute ?? …….. Hoch über allem Menschlichen waltet das Schicksal. Es verteilt seine Lose nach unerforschlichen Gesetzen. Es lässt Völker entstehen. Rüstet sie mit Kraft und Willen und stellt sie vor gewaltige Aufgaben. Es schenkt ihnen Stolz auf ihre Vergangenheit und den Glauben an die Zukunft. Es warnt sie vor Überheblichkeit und vor Schwäche. Wenn aber die Zeit erfüllt ist, unterwirft es sie einer furchtbaren Probe, damit sie erkennen mögen, was echt an ihnen ist und was Schein, was richtig und was falsch.
Gott aber ist der Lenker des Schicksals.
Wir wollen seinen Urteilsspruch hinnehmen, ihm uns unterwerfen, auch wenn wir ihn nicht begreifen. Nicht als ein unabänderliches und für alle Ewigkeit geltendes Urteil. Denn es gibt im Leben der Völker kein Ewig. Wir wollen es hinnehmen als eine Mahnung für die Zukunft.
Dieser Zukunft sind ungeheure Opfer gebracht. Eine Einsaat ist hergegeben, vor deren Größe Herz und Verstand sich beugen in Trauer und Entschlossenheit. Dass sie aufgehe zum Nutzen des Vaterlandes, dass aus den Gebeinen der Toten eine Generation erwachse, tapfer und treu, wahrheitsliebend und arbeitsfreudig, das sei unser Gebet.
Als Schlusswort diese Bandes geschrieben vom derzeitigen Chronisten in Zeiten tiefster nationaler Erniedrigung, größter wirtschaftlicher und sittlicher Massenverelendung, weit verbreiterter Gleichgültigkeit gegen alles was geschieht.
31.Dezember 1946.
Blott,
Lehrer in Weibern, als Vertreter in Volkesfeld.
1947
„Es kommt immer ganz anders“! Das ist das wahrste Wort und zugleich auf baldige Besserung auch noch der beste Trost, der dem Menschen in seinem Erdenleben mit auf den Weg gegen ist. An diesem Wort wollen wir uns in unseren Not und scheinbaren Aussichtslosigkeit klammern. wollen das Vertrauen auf die Gerechtigkeit nicht verlieren.
Zu Beginn des neuen Jahres sind noch folgende Volkesfelder Soldaten in Gefangenschaft:
Name Rückkehr Dauer/Jahre
1.Degen, Anton 2.6.49 4
2. Schomich, Joh. Jan. 49
4. Degen, Bernhard 29.4.49 5
5. Henseler, Gottfried 25.5.47 4
6. Dahm, Engelbert Okt. 48 3
7. Müller, Alfons 31.1.48 2,5
8. Schüller, Engelbert 21.5.47 2
9. Buhr, Ewald 21.10. 47 2,75
10. Schäfer, Walter 9.6.49 4,5
11. Schlich, Ferdinand 9.3.47 6
12. Zimmer, Josef vermisst.
13. Buhr, Felix 14.12.49 4,5
14. Adams, Eduard 26.4.48 3
15. Müller, Jakob 22.10.47 2,5
16. Müller, Johann Sept. 49 5
Vermisst werden noch folgende Soldaten:
Name letzte Nachricht aus Rückkehr
Schäfer, Alfons 1.10.43/ Russland
Klein; Willi Gefallen
Pantenburg, Peter 7.1.45/ Polen
Schäfer, Michael 26.10.42/ Russland
Schüller, Felix 18.8.44/Rumänien
Pitzen, Peter 20.1.45/Russland
Die Holzvorräte schwinden. Wenn in deutschen Wäldern so Raubbau betrieben wird, bzw. werden muss, dann ist Deutschland bald eine Wüste. Der Schrei nach Brikett wird immer lauter mit jedem Tag.
Das Volk lässt trotz der Not den Mut nicht sinken und hat noch Humor, wie beiliegende „Todesanzeige“ beweist:
Schmerzerfüllt teilen wir mit, dass heute früh 6Uhr
unser letztes Brot
im Alter von nahezu 2 Tagen verschieden ist.
Es folgte ihm gleichzeitig das letzte achtel Butter in die Ewigkeit.
Mit knurrendem Magen werden wir ihrer stetes gedenken.
In großer Sorge:
Fritz Hunger und Frau Eva geb. Eiermangel
Karl Hunger und Frau Luise geb. Fleischlos
Willi Hunger und Frau Anne geb. Ohnefett
August Kohldampf und Frau geb. Magermilch
Erna Kartoffelknapp als Braut
Hans Knochen und Frau Erika geb. Hunger
und 12 hungrige Enkelkinder
Bad Elend, Steckrübenallee 15
Im Kalorienjahr 1947
Etwaige Lebensmittelspenden bitten wir im Trauerhause geheim abzugeben.
Im Übrigen bitten wir von Beileidbesuchen Abstand nehmen zu wollen.
Wir haben selber nichts.
*
Am Eingang zum Koblenzer Friedhof stand vor einigen Tagen ein großes Schild
Auf dem man lesen konnte:
*
„Eingang für Normalverbraucher“
***
Moderner Humor!!!
Kann man jemand Unrecht geben, der die heutige Welt für Verrückt erklärt!!!! Die fliegende Bombe folgt dem eben erfundenen Penicillin wie die Nacht dem Tage. Einer neuen Heiltechnik für schreckliche Wunden folgt sofort eine neue Methode noch schrecklichere Wunden zu schlagen. Kaum hat der Mensch Wege gefunden, sein Leben zu verlängern, bereitet er durch grausame Kriege seinem Leben in den besten Jugendjahren ein jähes Ende. Er predigt Ideale von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit und Menschlichkeit; nur um seine Mitmenschen mit einer Unmenschlichkeit zu behandeln, die einen normalen Tiger in Verlegenheit bringen würde. Er baut bessere Heimstätten, die mit allen Bequemlichkeiten ausgerüstet sind, um sie schnell durch Bomben wieder vernichten zu können.
O Welt, du bist ein Narrenhaus!!!!!
10.3.1947
Heute begann die Friedenskonferenz der Außenminister in Moskau. Wenn es nicht gelingt einen wahren Frieden auf schriftlicher Grundlage zu schaffen, dann wird ein großer Teil der Menschheit mit noch grausameren Waffen in einem baldigen Krieg vernichtet werden. Möge der Herrgott die verantwortlichen Geister erleuchten!
11.3.47
Endlich tritt Tauwetter ein nach einem langen und harten Winter ein. Das Wasser rauscht in breiten Strömen zu Tal und schwemmt kostbare Muttererde mit. Es taut zu plötzlich 6 Grad ist es warm. Die Holzvorräte sind fast verbraucht, ein großer Teil der Kartoffel ist erfroren und sie schmecken süß. Der sehr lang anhaltende Frost hat in den Nachbarorten viele Wasserleitungen zufrieren lassen. Sie können nicht repariert werden, weil das notwendige Material fehlt.
12.4.47
Es ist zum verzweifeln. Wieder ist es unerwartet -4 Grad kalt geworden. Die Gärten liegen unbearbeitet und die Bauern sind in ihrer Arbeit 4 bis 5 Wochen zurück.
Eine neue Schule soll auf der Dorfwiese gebaut werden. Wenn der Bau ja noch bei der alten Währung unter Dach käme, würde Volkesfeld ein Geschäft machen.
24.4.47
Die Schwarzseher haben sich nicht geirrt: Die Moskauer Konferenz ist gescheitert. So meldet wörtlich das Radio. Keine Überraschung, aber eine Sensation, die ihren Charakter in schwerwiegender Art bald zeigen wird! Keine einzige Frage ist gelöst:
Die wirtschaftliche Vereinigung der Zonen ? Die Festsetzung des neuen Industrieniveaus ? Die politische Organisation Deutschlands ? Die Ruhrfrage ? Die Reparationen ? Die Saarfrage ? Das deutsche Kohleproblem ? Die Entzweiung und Demokratisierung Deutschlands ? Die Staatsordnung mit Österreich ? Der Viererpakt ?
21.5.47
Ein frohes Ereignis für unser Dorf. Heute kehrte Engelbert Schüller aus zweijähriger französischer Gefangenschaft zurück.
25.5.47
Auf Pfingsten kehrte Gottfried Henseler aus englischer Gefangenschaft zurück. Vier Jahre lang dauerte dieses harte Los und fünfeinhalb lange Jahre hatte er die Heimat nicht mehr gesehen.
September
Durch die sehr große Trockenheit in diesem Jahr ist alles verdorrt. Kein Getreide, kein Obst, kein Gemüse, keine Kartoffel und kein Futter für das Vieh! Was soll werden? das wenige was noch da ist
Wird von den Feldern und aus den Gärten gestohlen, die Menschen sind regelrecht dazu gezwungen.
Wie soll das erst in den Städten aussehen?
21.10.47
Ein Freudentag für unser Dorf!
Heute traf Ewald Buhr, der nach fast 3 Jahre langen französischer Gefangenschaft entflohen ist, in der Heimat ein. Freude und Bange Erwartung erfüllten ihn und seine Eltern.
22.10.47
Wieder ist ein Dorfeinwohner heimgekehrt.
Jakob Müller kehrte aus tschechischer Gefangenschaft, die zweieinhalb Jahre andauerte, zurück.
14.11.47
Volkesfeld wurde heute aufgefordert, 1.900 Zentner Kartoffeln abzugeben. Da dies unmöglich schien, wurde die Abgabe zwangsweise durch die Polizei, die die Keller und Flure durchsuchte, durchgeführt.
Bis auf einige Zentner pro Person wurden alle Kartoffel, auch das Saatgut, beschlagnahmt. Im Dorf spricht man von einer Getreideabgabe. Für unser Dorf ist das nicht möglich; denn kein Bauer hat das wenige Getreide dreschen können. Es gibt keine Dreschmaschine. Das alte Göbelwerk, eine von Kühen angetriebene Dreschmaschine, das über ein halbes Jahrhundert nicht mehr in Betrieb war, muss wohl wieder gangbar gemacht werden.
Wenn mein Vorgänger das Jahr 1946 mit recht als ein Notjahr sondergleichen bezeichnet und schildert, so übertrifft das verflossene Jahr diese noch bei weitem. Daher ergänze ich den Bericht noch um einiges:
Rückblickend auf das Jahr 1947 darf ich sagen, dass es eine selten dagewesene Missernte aufweist, die unser armes, ohnedies hungerndes Volk auf eine harte Probe stellen wird. Von der Not der Zeit werden am meisten die Menschen in den Städten betroffen. Zu reellen oder normalen Preisen gibt es absolut nichts zu kaufen, obgleich die Gehalts- und Lohnempfänger den gleichen Lohn erhalten wie vor 15 Jahren. Die gemachten Leute sind heute nur noch Gauner, Schieber und Schwarzhändler, die auf den so genannten Schwarzen Märkten (Köln) die Mangelware kaufen, diese auf dem Lande in Naturalien umsetzen und dann z.B. 1 Pfund Butter für 240 RM, 1 Ei für 12 RM, 1 Liter Öl für 280 RM, 1 Pfund Speck oder Schmalz für 180 RM, 1 Brot für 18 RM usw. wieder auf dem schwarzen Markt verkaufen. Diese Menschen arbeiten mit einigen hundert Prozent Verdienst. Ein kleiner Beamter oder Arbeiter ist nicht imstande, sich für sein Monatseinkommen 1 Pfund Butter schwarz zu kaufen.
Sogar gut gestellte Bauern von hier besuchen wöchentlich den schwarzen Markt in Köln (Die Fahrt kostet ja nur 2 Eier) und machen ihre Geschäfte. Auf der anderen Seite gibt es arme Leute hier im Ort, die höchsten für 4 – 6 Wochen Kartoffel im Keller haben. Nicht selten kommt es vor, dass die Normalverbraucher auf ihre Karten 6 – 8 Wochen lang kein einziges Gramm Fett bekommen. Was wird das kommende Frühjahr bringen?
1948
Januar:
Der Anfang des Monats brachte uns starke und lang anhaltende Regenfälle. Innerhalb weniger Tage ist die Nette zu einem reißenden Fluss geworden, der das ganze Tal überschwemmt hat. Rhein und Mosel führen ein Hochwasser wie seit Menschgedenken nicht mehr. Der Rundfunk bringt laufend Warnmeldungen an die Bevölkerung und berichtet von großen Verwüstungen. Endlich läuft auch unser Dorfbrunnen wieder stärker. Der Regen scheint durchgegangen zu sein.
Am 10. 11. und 18. Januar brachte der Sportverein unter meiner Leitung ein Theaterstück in 5 Akten mit dem Titel “Als er wiederkam“ von Josef Eckershorn zur Aufführung. Obgleich alle Spieler zum ersten Male in ihrem Leben auf der Bühne standen, waren ihre Leistungen großartig und brauchten gegenüber anderen Bühnen im Umkreis nicht zurückzustehen. Mit großer Freude und Begeisterung nahm die Bevölkerung an dem Stück teil. Bei allen Vorstellungen waren auch Besucher aus den Nachbarorten anwesend.
Die Freude, die das Theater ins Dorf gebracht hatte, sollte ein rasches Ende finden:
19.1.1948
Heute Morgen wurden am Dorfeingang (von Wabern kommend) die Leichen von Maria Degen aus Volkesfeld und des Robert Bohr aus Rostock aufgefunden. Bohr, der im Kriege bei in der Familie Degen einquartiert war, ließ sich nach Beendigung des Krieges nach hier entlassen, da er angeblich nicht in seine Heimat (russisches Besatzungsgebiet) zurückkehren konnte. Er fand Aufnahme bei seinen ehemaligen Quartiersleuten und arbeitete bei diesen. Nach Aussagen der Bevölkerung hatte Bohr ein inniges Verhältnis mit der Tochter seines Arbeitgebers, um deren Hand er warb. Scheinbar stieß er dabei auf Schwierigkeiten und so reifte in ihm ein gut vorbereiteter Entschluss. Er griff zur Waffe und erschoss in den Morgenstunden des heutigen Tages das im Alter von 23 Jahren stehende Mädchen. Nach dem der Mörder die Leiche eine Strecke von etwa 120 Meter weit vom Tatort fortgeschleppt hatte, offenbar ratlos, was er beginnen sollte, suchte er im Selbstmord die letzte furchtbare Lösung. In der Tasche des Unglücklichen befand sich ein Brief, dessen Inhalt nur dem Pastor, dem Richter und dem Ortsbürgermeister bekannt wurde. Vielleicht hätte die Veröffentlichung desselben den Schleier über die schreckliche Tat gelüftet.
* * *
Rückblick auf das Jahr 1948.
Poetische und prophetische Leute nannten
1947 ein Glutjahr,
1948 ein Flutjahr;
1949 soll ein Blutjahr
1950 ein gut Jahr werden.
Falls man in der hohen Politik in alten Geleisen weitermacht, dürften die Leute Recht behalten. Ein selbstloser Friedensvermittler im Konflikt zwischen Arabern und Juden in Palästina wurde bei seiner Arbeit ermordet.
Die Russen haben Berlin, das von den vier Mächten Amerika, England, Frankreich und Russland besetzt ist, gegen den Westen blockiert. Auf diese Weise sollen die drei Mächte zum Abzug gezwungen, oder die deutschen Bewohner ihrer Sektoren ausgehungert werden. Aus dieser heiklen Situation ist ein neues Wort geboren worden, die so genannte „Luftbrücke“. Tag und Nacht versorgen jetzt Flugzeuge die drei Westsektoren mit Nahrung, Bekleidung, Brand, Post usw. durch die Luft. Auch zur Personenbeförderung muss diese Brücke verwandt werden. Oft erfolgen Zusammenstöße zwischen den Besatzungsmächten, aber auch zwischen Kommunisten der russischen Zone und den deutschen Bewohnern der Westsektoren. Der Berliner Magistrat ist aufgespaltet worden. Da man einen Übergriff der ostzonalen (russisch besetzt) „Volkspolizei“ auf den Westen befürchtet, munkelt man im Westen von einer Wiederaufstellung einer „Bundesarmee“. Deutsche gegen Deutsche !!!
Am 20.Juni trat in Deutschland die langersehnte Währungsreform ein. Die Reichsmark wurde 10:1 abgewertet (10 RM = 1 DM).
Mit großem Getöse lehnt der Russe diese Reform ab und führte für sein Besatzungsgebiet die Ostmark (Tapetenmark) ein. Ein überschreiten der Zonengrenze ist gefährlich und nur selten legal möglich. So kann man nun behaupten, dass die Grenze zwischen Europa und Asien mitten durch Deutschland geht.
In Bonn im „Parlamentarischen Rat“ berät man, bisher aber ohne großen Erfolg, über die Verfassung für einen deutschen Bundesstaat.
Das Jahr kann man als das Jahr der gescheiterten Konferenzen, der Zwietracht und Untrausamkeit betrachten.
Behüte uns Gott vor einem neuen Kriege, einem Blutjahr mit Atombomben, Heliumbomben, Raketengeschossen und Raketenflugzeugen mit Überschallgeschwindigkeit und einem Einsatz von Bakterien zur Vernichtung vernunftbegabter Menschen, die aber in der Weltordnung ohne Gott auszukommen behaupten.
„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“
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Kirchliche Chronik von Volkesfeld |
Die Gemeinde Volkesfeld gehört jetzt zur Pfarrei Rieden. Das war früher nicht der Fall, sondern in alten Zeiten war Volkesfeld ein Teil der Pfarrei Obermendig, weil die Gemeinde auch politisch mit Obermendig unter derselben Herrschaft stand. Vor Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die hiesige Gemeinde einen eigenen Vikar. Dieser wohnte in der alten Schule, welche hinter der neuen liegt. Sie hat die Hausnummer 21 und gehört einen Steinhauer namens Georg Schüller. (Auf dem Platz, auf dem die jetzige Schule steht, waren früher die Ökonomiegebäude und der Garten des Vikars) Der letzte Vikar zog von hier nach Langenfeld. Der vorletzte starb im Jahre 1786 und ist auf dem Kirchhof bei der hiesigen Kapelle begraben. Der Grabstein hat die Inschrift:
INRI. MATES. GILES. VIKARIES. VOLKESFELD - F. 1786
Die jetzige Kapelle wurde im Jahre 1827 erbaut. Im Jahre 1906 wurde sie durch einen neuen Altar und vier gemalte Fenster verschönert. Letztere stellen die Geburt Jesu und die hl. Familie, den zwölfjährigen Jesus im Tempel und neues Dankopfer dar. Im Sommer 1909 wurde an der Ostseite der Kapelle eine Sakristei angebaut. Im Frühjahr 1913 wurde die alte Kommunionbank, welche aus Holz war durch eine neue ersetzt. Sie besteht aus weißem französischem Sandstein und ist mit dunklen Marmorsäulen geziert. Am 11. August 1915 schlug bei einem Gewitter der Blitz in den Turm der Kapelle und beschädigte das Dach und den Glockenstuhl. Auch der Hahn des Kirchturms hatte sehr gelitten. Deshalb wurde am 6. März 1916 ein neuer aufgesetzt.
Am 8. März 1916 fand die Einweihung des neuen in der hiesigen Kapelle angebrachten Kreuzwegs statt.
Im Jahre 1917 wurde die kleinere Glocke der hiesigen Kapelle zur Herstellung von Kriegsmaterial beschlagnahmt und abgeliefert.
Im August 1919 verließ Herr Pfarrer Hoeltzenbein die Pfarrei Rieden, nachdem er über 16 Jahre dort gewirkt hatte, um seine neue Stelle
als Pfarrer in Oberheimbach anzutreten. An seine Stelle trat am 20. Oktober 1919 Herr Pfarrer Peter Dibo, welcher vorher Kaplan in Brebach an der Saar war.
Am 25 April 1920 fand die Firmung der hiesigen Firmlinge in Kirchesch durch den Hochw. Herrn Bischof Dr. Korum statt. Am Nachmittag war in Rieden Visitation.
Im Herbst des Jahres 1920 ließ die Gemeinde 2 neue Glocken gießen. Von den beiden früher vorhandenen Glocken war die kleinere im Jahre 1917 zur Herstellung von Kriegsmaterial abgeliefert worden, und die größere im Frühling des Jahres 1920 gesprungen, so dass sie nicht mehr gebraucht werden konnte. Letztere trug die Inschrift:
"Gegossen von Math. Eberbach in Neuwied 1880"
Ihr Ton war nicht mehr festzustellen. Die beiden neuen Glocken bestehen wie die alten aus Bronze. Sie gelangten vor Weihnachten hier an und wurden am 16. Januar 1921 eingeweiht. Die größere (Ton Fis) hat die Inschrift:
"Maria . gegrüßet seist du Königin. o Maria"
Oben steht: "Gegossen in Sinn 1920 von F.W. Rincker No. 2137."
Die kleinere Glocke (Ton As) hat die Inschrift:
"Katharina . Der Christen Schutz und Helferin o Maria"
Oben steht: " Gegossen 1920 in Sinn von F.W. Rincker No. 2138"
Die beiden Glocken kosteten annähernd 8.500 Mark, welche Summe durch Zeichnungen der Gemeindemitglieder gedeckt wurde.
Im Frühling 1923 wurde mit staatlicher Unterstützung mit dem Umbau der Pfarrkirche in Rieden, die schon viele Jahre viel zu klein war, begonnen. Die Vergrößerung geschah durch den Anbau eines verlängerten Hauptschiffes und zweier Seitenschiffe. Die alte Kirche diente zuerst noch dem Gottesdienst. Im Sommer wurde der aus dem Jahre 1857 stammende Anbau abgerissen. Der Gottesdienst fand jetzt bis kurz vor Weihnachten sonntags für Volkesfeld in der hiesigen Kapelle und für Rieden im Tanzsaal der Witwe Doll dort selbst, zeitweise auch in der dortigen Bewahrschule, dann gemeinsam für beide Orte in dem vorhin erwähnten Saale statt. Die hiesigen Einwohner beteiligten sich an dem Bau durch Stellung von Fuhren, Ausführung von Steinhauerarbeiten Beköstigung der Maurer und Zimmerleute und Lieferung von Naturalien. Gegen Weihnachten 1923 wurde der Bau unterbrochen, nachdem die beiden Seitenschiffe und das Hauptschiff abgedeckt waren. Ende des Winters 1923/24 konnte das ganze Dach der Kirche fertig gestellt werden. In dem rohen Bau führte Ostern der Gesangverein Rieden das Passionsspiel auf. Der Reinertrag diente zum Besten der Kirche (Zur Beschaffung von Fenstern.) In ihr wurde auch jetzt wieder der Gottesdienst abgehalten. Die Fensteröffnungen waren noch durch Bretter geschlossen, bis im Spätsommer die neuen Fenster aus buntem Glas eingesetzt wurden. Langsam schritt der Bau des Turms voran. Auch die beiden Seitenschiffe waren inzwischen verputzt worden. Bei Beginn des Winters trat wieder eine Stockung ein. Der Turm wurde abgedeckt, um gegen die Unbilden des Wetters geschützt zu sein. Ein neuer Altar, der linke Seitenaltar hatte inzwischen schon seine Aufstellung gefunden. Im Frühling 1925 gelangen der Hochaltar, der rechte Seitenaltar und die Kanzel zur Aufstellung. Alle waren aus einheimischem Stein hergestellt. Am 26 Juni 1925 fand in der noch unvollendeten Kirche durch den hochwürdigen Herrn Weihbischof Dr. Mönch die kirchliche Visitation und die Spendung der hl. Firmung statt.
Im Sommer des Jahres 1927 wurde das Innere der Volkesfelder Kapelle mit einem neuen Anstrich versehen.
Am 3. Oktober 1928 starb nach kurzem Krankenlager Pfarrer Peter Dibo von Rieden. In seinen letzten Lebensjahren suchte er die innere Ausstattung der Kirche zu vollenden und die darauf ruhenden Schulden zu tilgen.
Gegen Anfang 1929 wurde der Fußboden gelegt und im Herbst desselben Jahres die ersten neuen Bänke aufgestellt.
Nachfolger des verstorbenen Pfarrers Peter Dibo war der Pastor von Dickenschied, Herr Pastor Hubert Zimmer. Seine Einführung in Rieden fand am 29. November 1928 statt.
Am 14. Mai 1930 wurde die neue Kirche in Rieden durch den Hochwürdigen Herrn Bischof Dr. Rudolf Bornewasser eingeweiht. An demselben Tage fanden die kirchliche Visitation und die Spendung der hl. Firmung dort statt.
1933
Am Mittwoch, den 26.7.1933 beteiligten sich 60 Personen aus Volkesfeld an der Wallfahrt zum hl. Rock in Trier. Der Heilige Rock ist in dem Dom zu Trier in der Zeit vom 23. Juli bis 12. September 1933 den Gläubigen zur Schau gestellt. Die Hin- und die Rückfahrt erfolgte mit der Reichsbahn. Ausgangspunkt war Mayen. Eine zweite Wallfahrt der Pfarrgemeinde Rieden, zu der auch Volkesfeld gehört, findet zu einem späteren Termin statt. Jünglinge und Männer , die infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage nicht über die genügenden Geldmittel verfügten, ( die Fahrt kostet allein 5, 30 R.Mk.) legten die Reise mit dem Fahrrad zurück.
Pfarrer Zimmer wurde nach Gillenfeld versetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Pfarrer Seiwert bestimmt und im Dezember 1936 in sein Amt eingeführt.
1945
Am 21 10.1945 erteilte der hochwürdige Herr Weihbischof Dr. Stein in der hiesigen Pfarrei die Firmung.
Anmerkung:
Diese Chronik stammt aus der in alter deutscher Sütterlinschrift von Hand geschriebenen Schulchronik von Volkesfeld.
Übertragen von Erich Marx 2005 |
Lehrer in Volkesfeld |
An der Schule in Volkesfeld waren folgende Lehrer tätig:
? |
bis 1868 |
Lehrer Bell |
1868. |
1872 |
Lehrer Seul |
1872. |
1898 |
Lehrer Nell, 26 Jahre |
1898 |
1903 |
Lehrer Pickel |
1903 |
1933 |
Lehrer Metzdorf, 30 Jahre |
1914 |
1915 |
Lehrer Kohns |
1916 |
1918 |
Lehrer Schoenberg und Langenfeld, Vertreter |
1931 |
1933 |
Lehrer Geil + Lehrer Ruffieux, Vertreter |
18.1.1933 |
05.01.1935 |
Lehrer Krieg |
26.10.1933 |
01.04.1934 |
Lehrer Hölscher |
01.04.1934 |
02.12.1937 |
Lehrer Fricke |
05.01.1935 |
14.04.1937 |
Lehrer Münzebrock |
15.04.1937 |
04.11.1937 |
Lehrer Weiler |
04.11.1937 |
?.. |
Lehrer Strüder |
11.04.1938 |
01.02.1939 |
Frau Hammer |
01.07.1940 |
?.. |
Lehrer Gilles, Vertretung |
18.08.1941. |
15.11.1941 |
Lehrer Kulm, Vertretung |
17.11.1941 |
26.01.1942 |
Lehrer Höltgen, Löser und Guski als Vertretung |
18.01.1943 |
?.. |
Lehrer Spät Vertretung |
15.02.1945 |
?.. |
Lehrer Löser, Vertretung |
15.10.1945 |
01.04.1947 |
Lehrer Blott |
09.04.1947 |
23.02.1948 |
Lehrer Bungart |
01.03.1948 |
25.08.1948 |
Lehrer Schmitz, Vertretung |
25.08.1948 |
01.04.1956 |
Lehrer Ebert |
01.04.1956 |
01.08.1972 |
Lehrer Klassen |
01.08.1972 |
01.08.1974 |
Frau Klassen |
|
Fotos 1890 - 1950 |
Schulklasse mit Lehrer Nell von ca. 1898
Obere Reihe: 1.v.r.: Elisabeth Müller (später Wagner), 2.v.r.:Maria Bell (später Nürnberg - Schull Marie), 3.v.r.: Anne Maria Henseler (Base Amei), 4.v.r.: Anna Hoffmann (später Frau von Zimmer Jupp), 6.v.r.: Anna Buhr (Schmitz Ann),
3. Reihe von oben: 1.v.r: Stefan Buhr (Schmitz Steff), 2.v.r.: Peter Buhr (Schmitz Peter), Mathias Degen (Meschels Mätthes), 5.v.r.:Peter Theisen (verzogen nach Essen), 6.v.r.: Peter Müller (Tur Pitter - verzogen nach Kirchwald), 8.v.r.: Hubert Henseler,
4. Reihe von oben: 8.v.r.: Maria Buhr (Später Stenz, Kirchwald - Boneke Marie), 9.v.r.: Maria Maxein (ledig, Haushälterin im Wehrer Pfarrhaus), 5. Reihe von oben: 1.v.r.:Anna Müller (später Schomisch), 2.v.r.: Margarethe Steffens (später Kaul, Rieden), 6.v.r.: Maria Klein (später Degen), 9. v.r.: Katharina Buhr (später Bell, Wabern),
vorderst Reihe: 1.v.r.: Josef Schüller (Schmitt Jupp), 2.v.r.: Josef Buhr (verzogen nach Bruchbach-Sieg).
Schulklasse - ca.1908
obere Reihe von rechts: 4. Anna Hoffmann, Frau von Jupp Zimmer, 5.v.r.:Maria Zimmer (bei Jäger), 7. v.r.:Maria Schüller (später Frau von Benedikt Schäfer), 8.v.r.:Maria Schüller (später Maxein - Bäckesch Marie), 9.v.r.:Helene Henseler - geb. Schüller, 11.v.r.: Franziska Hackenbruch )später Schüller - Schmitte Siska),
2. Reihe von oben: 1.v.r.: Philipp Schüller, 2.v.r.: Josef Dahm (Schötze Jupp, Bergstraße), 8.v.r.: Josef Müller (Sohn von Georg Müller, nach Brühl verzogen), 9.v.r.: Ferdinand Degen,
3.Reihe von oben (jetzt von links!): 1.v.l.: Margarete Müller (Schulmeisters), 2.v.l.: eine Schwester von Heinrich Zimmer, 3.v.l.: Juliane Zimmer (Später Degen - Meschels Jull), 4.v.l.: Anna Schüller (Später Buhr - Schull Anna), 5.v.l.: Anna Dahm (Müllesch Anna), 6.v.l.: Agnes Zimmer (später Klöppel in Glees), Katharina Buhr (später Lischwe), 12.v.l.: Jakob Dahm (Hüchte Köbes),
4. Reihe von oben: 8. v.l.: Maria Lenarz (später Schumacher in Kirchwald), 9.v.l.: Katharina Müller (später Schüller, Nettestraße), 10.v.l.: Agnes Dahm (später Buhr, Bergstraße), 11.v.l.: Genovefa Müller (Bäente Vef) - die übrigen Personen sind nicht bekannt.
Postkarte von 1928
Waldarbeiter in der Gemarkung Kirchwald um 1930
Hintere Reihe v.l.n.r. Josef Henseler (Bruder von Josefine Vogelsberg); Willi Theisen (Bruder von Edmund Theisen); Josef Müller (Vetter von Gerhard Müller); Ernst Zimmer (Bruder von Heinrich Zimmer); August Freund (Kirchwald);
Stehend: August Schlich (Bruder von Johann Schlich) Konrad Nürnberg; Edmund Müller (Bruder von Alois Müller);
Heribert Müller (Bruder von Luise Greis); Anton Wingender; Josef Wagner (Onkel von Karl Ackermann); Fritz Klein (Kirchwald); Michael Schäfer (Onkel von Manfred Schüller);
Liegend: Alois Wingender (Onkel von Reinold Wingender); Eduard Müller (Bruder von Alfons Müller
Volkesfelder Arbeiter beim Ausschachten der "Badeanstalt", die sich auf dem Gelände des heutigen Sauerbrunnenparkplatzes befand. Aufnahmedatum: 15.10.1932
Schulklasse "Am Tiergarten" (hinter Sportplatz) - 1932/33 mit Lehrer Ruffieux und Lehrer Geil
obere Reihe von links: Johann Schomisch, Eugen Brust, Johann Konrad, Erich Buhr, Herbert Degen, Edmund Schüller, Jakob Müller, A. Konrad, Lehrer Metzdorf, Gretchen Hackenbruch, Gertrud Zimmer, Liesbaeth Müller, Agnes Müller, Katharina Zimmer, Lehrer Geil, Rosa Schäfer, Hildegard Köhn, Josefine Henseler, Anna Degen, Antonia Degen, Silbille Nürnberg,
2. Reihe von oben links: Gottfried Hackenbruch, Anton Köhn, Klemens Müller, Alfons Klein, Ewald Buhr, Alois Buhr, Hubert Wingender, Heinrich Konrad, Franziska Schüller, Anna Maxein, Hedwig Henseler, Agnes Schüller, Josefine Schüller, Agnes Lischwe, Rosa Brust, Luise Dahm,
3. Reihe von links: Josef Reuter, Josef Schomisch, Gottfried Henseler, Josef Buhr (Bonneke Jupp), Anton Degen, Alfred Buhr, Robert Müller, Liesel Konrad, Irma Maxein, Maria Schüller (Antune Mie), Maria Degen (Degens Mia), Anna Lischwe, Maria Degen (Meschels Maria), -letzte Person nicht identifiziert,
4. Reihe von oben links: Maria Jäger, Regina Buhr, Barbara Müller, Katharina Henseler, Angela Degen, Justa Schüller, Maria Cäcilia Schüller, Franziska Degen, Rosa Schüller, Maria Müller, Maria Maxein, Christine Müller, Maria Schüller, Gertrud Reuter, Erna Adams, Alwiene Brust,
vordere Reihe knieend von links: Ernst Müller, Hermann Dahm, Alfons Schüller, Willi Klein, Werner Theisen, Walter Schäfer, Engelbert Dahm, Richard Adams, Erwin Brust, Balduin Degen, Viktor Hübel, Alfons Schäfer, Klaus Maxein, Mathias Degen, Robert Degen
Schulklasse auf dem "Dedereje Hüwelche" - 1932
obere Reihe von links: Alfred Buhr, Walter Schäfer, Josef Schomisch, Alfons Schäfer, Ernst Müller, Ludwig Schlich,
2. Reihe: Liesel Konrad, Angela Degen, Werner Theisen, Mathias Degen, Hermann Dahm, Klaus Maxein,
3. Reihe: Erna Adams, Rosa Schüller, Gertrud Reuter, Ewald Schüller,
4. Reihe: Franziska Degen, Maria Degen, Regina Buhr, Alfons Schüller,
5. Reihe: Maria Maxein, Maria Herresbach, Anna Lischwe, Maria Degen (Degens Mia), Maria Cäcilia Schüller, Barbara Müller, Maria Jäger, Maria Schüller,
vorne sitzend: Viktor Hübel, Josef Buhr, Veronika Schlich, Richard Konrad, Antonia Buhr, Richard Adams, Rainer Schüller, Engelbert Dahm, Erwin Brust, Willi Klein, Balduin Degen, I. Schüller, Christine Müller, Joesef Reuter
Schulfoto von 1933. Aufgenommen vor dem heutigen Wohnhaus "Nettestraße 1".
Schulfoto von 1934. Aufgenommen auf dem "Riethel", Blickrichtung Volkesfeld.
Schulausflug zum Laacher See 1934/35 mit Lehrer Heinrich Krieg.
Obere Reihe von links: Lehrer Krieg, Franziska Degen, Gertrud Reuter, Maria Müller, Maria Jäger, Elisabeth Konrad, Angela Degen, Barbara Müller, Regina Buhr,
2. Reihe von oben: Ludwig Schlich mit Jungvolk Uniform, Christine Müller, Maria Cäcilia Schüller, Maria Schüller, Willibald Klein, Robert Degen, Insta Schüller, Engelbert Dahm,
2.Reihe sitzend: Maria Maxein, Alfons Schüller, Matthias Degen, Klaus Maxein, Alfons Schäfer, Hermann Dahm,
vorne sitzend: Rosa Schüller, Erwin Brust, Richard Adams, Viktor Hübel, Richard Konrad, Rainer Schüller, Balduin Degen.
Instandsetzung des Sauerbrunnenes "Hubertus Quelle" (alter Sauerbrunnen) 1935/36
Bildmitte mit Flasche: Dr. Pütz (Besitzer)
Schulfoto von 1937, links Lehrer Sebastian Weiler, rechts Lehrer Josef Fricke
Der Kindergarten1939
Schulausflug zum Nürburgring - 21.09.1948 |
Fotos 1951 - 1970 |
Das neu errichtete Kriegerdenkmal auf dem Friedhof - 21.09.1962.
Innenansicht der Marienkapelle Ende der 60er Jahre.
Volksschule Volkesfeld 1968
Hintere Reihe v.l.n.r.: Johannes Klassen, Herbert Klassen, Klaus Degen, Alois Wingender, Martin Schüller, Alfons Müller
1.Reihe v.l.n.r.: Otmar Schüller, Heribert Müller, Hubertus Schüller, Ewald Adams, Ursula Theisen, Gisela Schüller, Roswitha Merten
2.Reihe v.l.n.r.: Elfriede Hackenbruch, Anneliese Schüller, Marlene Theisen, Maria Schlich, Peter Ackermann
3.Reihe v.l.n.r.: Alfons Schäfer, Erich Buhr, Angela Degen, Gustel Schüller, Martha Kopp, Norbert Dahm, Manfred Schmitt, Hans-Peter Schüller
4.Reihe v.l.n.r.: Monika Adams, Kornelia Hackenbruch, Gisela Schlich, Michael Schäfer, Cilli Schüller, Elfriede Liebelt
vordere Reihe v.l.n.r.: Harald Alter, Günter Alter, Hubertus Hackenbruch, Rainer Müller, Matthias Müller, Alfred Theisen, Johannes Maxein
vorne links: Pfarrer Alfons Wolff, vorne rechts: Lehrer Peter Klassen
Schulausflug der Volksschule Volkesfeld zum Niederwalddenkmal, Rüdesheim.
Fastnacht 1970
vorne hockend, von links: Margot Walkenbach (geb. Wingender), Luzia Wingender, Elfriede Hackenbruch, Irma Wingender, Maria Schüller,
stehend: Resi Rech, Marianne Maxein, Maria Schäfer, U, Josefine Adams, Brigitte Hackenbruch, Irene Fuhrmann, Rudi Schüller |
Fotos 1971 - 1990 |
Kirchenrenovierung 1984
1.Reihe von links: Walter Schäfer, Albert Hackenbruch, Franz Schüller, Wolfgang Adams,
2.Reihe: Gottfried Müller, Reinold Wingender, Friedel Hackenbruch, Peter Wingender, Erich Schüller,
3.Reihe: Willi Henseler, Lothar Hackenbruch, Rudi Schüller, Otto Rech. |
Fotos 1991 - heute |
Der Besuch aus Trinidad - anlässlich des Weltjugendtages 2005. Aufgenommen am 15.08.2005 im Dorfgemeinschaftshaus. Im Vordergrund der Kindergarten.
von links: letzte Reihe: Dwayne Farrell, Rainer Rech, Florian Rech,
vorletzte Reihe: Pater Kurt Roters, Ute Rech, Lothar Artzdorf, Elisabeth Watson, Theresa Artzdorf, Julian Rech, Brother Brent Alexis
dritte Reihe: Annette Schnur, Allison Watson, Thérèse Watson, Monika Artzdorf, Margret Müller, Giselle Charles, Anika-Marie Alleng, Bianka Hackenbruch, Adanna Lewis, Heribert Müller
Der Beginn einer neuen Ära - der Abriss des Hauses Adams - Start zum neuen Dorfladen am 23. April 2008.
Am 24. April 2008 ist der Abriss beendet.
Der Volkesfelder Dorfladen eröffnet am 01. Oktober 2008. Investor: Wolfgang Müller. Pächterin: Frau Junker.
Verabschiedung von Pater Rainer, Sonntag, 25. Januar 2009. |
Alter Friedhof |
Rudi Merten
Alter Friedhof in Volkesfeld
Die
bisherigen Annahmen gingen davon aus, dass mit der Errichtung der ersten
Kapelle Ende des 17. Jahrhunderts auch ein Friedhof angelegt worden ist, der
sich auf dem Vorplatz der Kirche befunden haben soll. Dies wäre in
etwa die Fläche zwischen dem heutigen Windfang der Kirche und den aufgestellten
Grabkreuzen.
Diese
These wird auch durch Erzählungen von Dorfbewohnern dahingehend unterstützt
(Irma Wingender), dass sie als Kinder zu Beginn der 1940er Jahre immer die
Gräber pflegen mussten, die in Zweier-Reihen auf dem Vorplatz der Kirche
standen. Jedes Kind sei dabei für ein Grab verantwortlich gewesen. An den
Seiten der Kapelle seien keine Gräber gewesen.
Beim
nochmaligen Durcharbeiten des vorhandenen Quellenmaterials bzw. der
Sekundärliteratur wurden jedoch Aufzeichnungen gefunden, die darauf schließen
lassen, dass ursprünglich nicht nur der Vorplatz der Kirche als Friedhof
genutzt worden ist, sondern dass der Friedhof um die ganze Kirche verlief. Bei
diesen Überlegungen muss berücksichtigt werden, dass die erste Kapelle insgesamt
kleiner als die 1827 neu erbaute Kirche gewesen ist und somit Platz für Gräber
vorhanden gewesen wäre.
So
machen Hanna Adenauer, Josef Busley und Heinrich Neu in ihrer Darstellung „Die
Kunstdenkmäler des Kreises Mayen“, Düsseldorf 1943, die bisher nicht beachtete
Aussage: „Um die Kirche alter Friedhof mit einer Reihe kleiner
Grabkreuze aus Basaltlava des 17. u. 18. Jh. Eine solche Aussage „…um
die Kirche…“ wäre nicht getätigt worden, hätte sich der Friedhof nur auf dem
Vorplatz befunden.
Vor
dem Bau der neuen und größeren Kapelle im Jahre 1827 verkaufte Stephan Degen,
Schuhmacher aus Volkesfeld, an die Gemeinde „…ein, am Kirchhofe zu Volkesfeld
gelegenes, etwa vier Ruthen großes (…) Plätzchen, begrenzt auf der einen
Seite vom Kirchhofe, auf der anderen Seite von Stephan Degen…“ Es handelt sich hierbei um
das Gelände, auf dem sich heute Teile des Chores und die Sakristei der Kirche
befinden.
Während
der Erdarbeiten für den Bau einer neuen Wasserleitung im Jahre 1954 stürzte die
Stützmauer der Kirche ein, da die Steine nur lose aufeinandergeschichtet waren.
Beim Einsturz kamen auch Knochenreste aus alten Gräbern zum Vorschein, die
oberhalb der Mauer angelegt worden waren. Nicht gesichert ist allerdings, ob
sich diese auch entlang der Kapelle oder nur im Bereich des Vorplatzes befunden
haben.
Bei
Ausschachtungsarbeiten im Mai 2020 wurden auf der nördlichen Seite in Höhe des
Chores Knochenreste gefunden, die zweifelsfrei aus den Gräbern stammen, die es
hier einmal gegeben hat.
Diese
Sachverhalte legen nachfolgende Schlussfolgerungen nahe:
1. Mit dem Bau der ersten Kapelle in
Volkesfeld Ende des 17. Jahrhunderts ist rund um die Kirche ein Friedhof angelegt
worden. Das in die Stützmauer eingelassene Kreuz von 1660 lässt jedoch
vermuten, dass es bereits vorher einen inoffiziellen Friedhof gegeben hat, auf
dem auch Steinkreuze errichtet worden sind.
2. Alle heute noch vorhandenen
Basalt-Steinkreuze stammen aus dem 18. Jahrhundert (Ausnahme: siehe Punkt 1);
sie hatten ihren Standort um die alte Kapelle. Wahrscheinlich ist, dass es
wesentlich mehr Gräber und Grabsteine gegeben hat, als man dies aufgrund der
vorhandenen Grabsteine vermuten kann. Neben Basaltkreuzen dürften auf dem
Friedhof vorrangig Holzkreuze gestanden haben, die im Lauf der Jahre verwittert
sind und die Zeit nicht überdauert haben. Basaltkreuze waren teuer und nur für
die begüterten Familien erschwinglich. Auch muss man davon ausgehen, dass nicht
alle Steinkreuze erhalten geblieben sind, sondern im Laufe der Jahrhunderte
eine andere Verwendung (Baumaterial, Diebstahl) fanden.
3. Wann genau die letzten Beerdigungen auf
dem alten Friedhof stattgefunden haben, lässt sich nicht mehr genau bestimmen.
Da das letzte erhaltene Basaltsteinkreuz von Ende des 18. Jahrhunderts stammt,
könnte dies zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewesen sein, nachdem Volkesfeld
kirchenrechtlich der Pfarrei Rieden zugeordnet worden ist. Es finden sich im
Familienbuch Rieden-Volkesfeld zwar weiterhin Angaben darüber, dass es auch
nach diesem Zeitpunkt bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Beerdigungen in
Volkesfeld gegeben hat („Begraben in Volkesfeld“), letztlich gibt es dafür
jedoch keine sichtbaren Nachweise in Form von Grabsteinen.
4. Was den alten Friedhof betrifft, dürfte
mit dem Bau der neuen Kapelle im Jahre 1827 eine Zäsur stattgefunden haben. Da
die neue Kapelle wesentlich größer war, musste nicht nur neues Gelände angekauft
werden (siehe oben), wahrscheinlich mussten auch die vorhandenen Gräber um die
Kapelle größtenteils entfernt werden, um Platz für den Neubau zu schaffen. Dabei
hat man die vorhandenen Steinkreuze im nördlichen, östlichen und südlichen
Bereich ausgegraben und auf dem großen Vorplatz der Kapelle, zu den hier bereits
vorhandenen Kreuzen, aufgestellt. Ob einzelne Kreuze nach Fertigstellung der
Kapelle wieder um die Kirche platziert worden sind, muss offen bleiben.
29.05.2020
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